Antisemitismus-Experte Wolfgang Benz: Judenhass mit Bildung bekämpfen

In der Debatte über Antisemitismus muslimischer Zuwanderer hat der Historiker Wolfgang Benz Prävention durch Bildung und Aufklärung gefordert. Gegenüber Antisemitismus egal welcher Form dürfe es keine Toleranz geben, schreibt der frühere Direktor des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin (TU) in einem Gastbeitrag für den Berliner «Tagesspiegel» (Montag). Vorurteile über eine angeblich im Koran verankerte Judenfeindschaft zu verbreiten, sei dabei jedoch absolut inakzeptabel.

Pauschale Ressentiments gegen alle Angehörigen einer Religionsgemeinschaft, «die mit einer abscheulichen, aber insgesamt winzigen Minderheit von militanten Fanatikern und Terroristen gleichgesetzt» würden, vergrößere das Problem nur, schreibt Benz weiter. Auf diese Weise würden Muslime, die sich von Islamisten und Dschihadisten distanzieren, «in die Solidarität mit den Fanatikern» gedrängt.

«Selbstgerechtigkeit, die in Flüchtlingen nur Sendboten eines islamischen Ansturms auf Europa sieht, wie die Populisten der 'Alternative für Deutschland' (AfD)», lenke «allenfalls vom Rassismus und der Judenfeindschaft in den eigenen Reihen ab», schreibt Benz. Mit Antisemitismus müsse vielmehr rational umgegangen werden. Dazu gehöre auch, die Geschichte das christlichen Antijudaismus und des europäischen Rassenwahns zu kennen, auf denen der aktuelle Antisemitismus von Muslimen gründe.

«Die Feindschaft von Muslimen gegen Juden ist nicht im Koran begründet wie der Antijudaismus der Christen im Neuen Testament», schreibt Benz weiter. Der Antisemitismus von Muslimen generiere sich aus politischer Solidarität, richte sich gegen Israel und äußere sich «mit den stereotypen Argumenten und Klischees eines Rassismus, der im 19. Jahrhundert den Antisemitismus hervorbrachte».

Dies zu wissen sei «unerlässliche Voraussetzung, muslimischem Judenhass entgegenzutreten», betont Benz. Ebenso wichtig sei eine politische Lösung des Nahostkonflikts. (epd)