Ahmadiyya-Gemeinde feiert hundertjähriges Bestehen in Deutschland

Erfurt. Die Thüringer Ahmadiyya-Gemeinde hat am Freitag in Erfurt das hundertjährige Bestehen der islamischen Religionsgemeinschaft in Deutschland gefeiert. Zu dem Empfang war auch die Landesintegrationsbeauftragte Miriam Kruppa eingeladen. In einer Videobotschaft nannte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) die Religionsfreiheit ein wichtiges Grundfundament einer freien Gesellschaft. Hier spiele auch die Ahmadiyya-Gemeinde eine bedeutende und dankenswerte Rolle.



Nach Angaben des Landessprechers der Religionsgemeinschaft, Suleman Malik, hat die Ahmadiyya Muslim Jamaat deutschlandweit etwa 50.000 und in Thüringen rund 100 Mitglieder. «Die Gemeinden wachsen, wenn auch aus einem traurigen Grund», sagte Malik dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Exil sei für den Fortbestand der Glaubensgemeinschaft überlebenswichtig.



In vielen Ländern Arabiens und Afrikas sähen sich die Gemeindemitglieder systematischer Verfolgung ausgesetzt. Leider werde das von deutschen Behörden nicht so gesehen. In Pakistan und anderen Ländern würden sie als angebliche Nicht-Muslime verfolgt.



«Zum Teil erleben wir sogar Mordanschläge, wie erst vor wenigen Wochen in Burkina Faso», sagte Malik. In Pakistan würden Aufrufe veröffentlicht, mit Angehörigen der Glaubensgemeinschaft keine Geschäfte zu machen, dort nicht einzukaufen. Das sei oft staatlich gelenkt.



Auch in Deutschland sei Islamophobie weiterhin ein großes Thema, sagte der Gemeindesprecher. Wahlergebnisse von 30 Prozent für die AfD in Thüringen zeigten die Dimension. Andererseits habe das transparente Auftreten der Thüringer Gemeinde bei vielen Mitbürgern dazu geführt, dass ein vor fünf Jahren stark umstrittener Moscheeneubau in Erfurt-Marbach zunehmend akzeptiert werde.



Die Ahmadiyya-Gemeinschaft versteht sich als Reformbewegung innerhalb des Islams. Sie entstand 1889 im damals britisch regierten Indien. Ihr Gründer Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908) beanspruchte für sich, der Messias zu sein. Wegen ihres Verständnisses von Prophetie und ihres Jesusbildes werden sie von anderen muslimischen Strömungen als unislamisch abgelehnt. (epd)