Libyscher Autor Alnaas gewinnt wichtigsten arabischen Literaturpreis

Abu Dhabi. Der 31 Jahre alte Schriftsteller Mohammed Alnaas aus Libyen hat mit einem Roman über Vorstellungen von Männlichkeit den wichtigsten arabischen Literaturpreis gewonnen. Er erhalte den Internationalen Preis für Arabische Romanliteratur (IPAF) für sein Werk «Chubs Ala Taulet Al Chal Milad» (etwa: «Brot auf Onkel Milads Tisch»), teilte die Jury am Sonntag mit. Der Roman, geschrieben als Mischung aus «Geständnissen und persönlicher Erfahrung», biete eine «tiefe und sorgfältige Kritik» der herrschenden Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit.



«Chubs Ala Taulet Al Chal Milad» handelt von einem Mann namens Milad, der diesen Idealen in seinem Dorf in Libyen vergeblich zu entsprechen versucht. Nachdem er seine künftige Frau Zeinab kennenlernt, übernimmt er die Hausarbeit, während sie arbeiten geht. Dass er dafür im Dorf verspottet wird, erfährt er erst über Umwege. Der Roman sei ein Beweis für die «Formbarkeit und die hohe Ebene der arabischen Sprache sowie ihrer Fähigkeit, intime Fragen von Körper und Geist natürlich und mühelos zu behandeln», so die Jury.



Alnaas stammt aus dem nordafrikanischen Libyen, das nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 in einem Bürgerkrieg versank. Mit 31 Jahren ist Alnaas, der vorher als Journalist und Autor von Kurzgeschichten arbeitete, der jüngste Gewinner des renommierten Preises und zugleich der erste aus Libyen.



Das nun ausgezeichnete Romandebüt verfasste er innerhalb von sechs Monaten während Kämpfen in der Hauptstadt Tripolis und einer Corona-Ausgangssperre. Die literarische Arbeit sei sein «Zufluchtsort vor dem Wahnsinn» gewesen, sagte Alnaas.



Die mit 50 000 US-Dollar (etwa 47 000 Euro) dotierte Auszeichnung wurde 2007 ins Leben gerufen mit dem Ziel, arabischer Literatur international mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Stiftung hinter dem IPAF übernimmt auch die Kosten für eine Übersetzung des ausgezeichneten Romans ins Englische. Die fünf weiteren Autoren, die es in die Endauswahl schafften, erhalten jeweils 10 000 Dollar. Finanziert wird der Preis von der Tourismus- und Kulturbehörde von Abu Dhabi und der Londoner Stiftung des Booker Prize. Der IPAF ist deshalb auch als arabischer Booker-Preis bekannt. (dpa)