Zu schwach, um Fremdes zu ertragen?

Der Widerstand gegen den Bau von Moscheen hierzulande speist sich aus vielen Quellen: einer instabilen deutschen Identität, kultureller und religiöser Verunsicherung und der Angst vor einem als bedrohlich wahrgenommenen Islam. Angst vor Moscheen und Minaretten wäre somit auch eine Angst vor dem öffentlich materialisierten Zustand solcher Zweifel. Von Salomon Korn

Salomon Korn; Foto: AP
"Bereicherung erwächst aus gegenseitigem Einfluss und gegenseitiger Befruchtung", sagt Salomon Korn.

​​ Eine Moschee auf der Alm? Zugegeben: ein ungewohnter Anblick - für viele so unvorstellbar, dass sie ihn mit aller Macht zu verhindern suchen. In Kärnten zum Beispiel sollen "Ortsbildpflegegesetze" den Bau von Moscheen unterbinden, in Italien Volksabstimmungen, in der Schweiz gibt es eine Initiative gegen den Bau von Minaretten. Auch in Deutschland schlagen die Wogen hoch, wenn die Errichtung islamischer Gebets-, Versammlungs- und Lehrstätten zur Debatte steht.

Wenn es an sachlichen Einwänden fehlt oder Vorbehalte unausgesprochen bleiben, werden gerne Bestimmungen des Baurechts bemüht. Jenseits solcher Bestrebungen gibt es durchaus sachliche Gründe, welche in bestimmten Regionen gegen die Errichtung charakteristischer Bauwerke aus anderen Kulturkreisen, darunter auch Moscheen, sprechen.

In über Jahrhunderten gewachsenen Kulturlandschaften, wie etwa denen der Alpenregion, haben sich in Ortsbild, Architektur, Volksmusik und Trachten kulturspezifische Merkmale herausgebildet. Deren Einzigartigkeit lässt sich nicht ohne weiteres verändern oder translozieren. Ein Schwarzwaldhaus an der Algarve wäre ebenso befremdlich wie eine skandinavische Holzkirche in Saudi-Arabien.

Stilvielfalt "aus den Schatztruhen des Morgenlandes"

Doch langfristig betrachtet trifft auch auf Kultur zu, dass nur der Wechsel dauerhaft ist (Ludwig Börne) und Bereicherung aus gegenseitigem Einfluss und gegenseitiger Befruchtung erwächst. Wie viele kennen und empfinden heute noch beim Anblick von Zwiebeldächern oder Welschen Hauben auf Sakral- und Profangebäuden deren Herkunft aus dem Orient? Solche Übernahmen sind nicht auf einige Architekturelemente oder eingrenzbare Regionen beschränkt.

Karlskirche in Wien; Foto: picture-alliance/dpa
Die berühmte Wiener Karlskirche: eine "türkische Moschee" im Stadtbild. Die orientalischen Einflüsse innerhalb der europäischen Architektur zeigen sich nicht nur hier.

​​ In seiner Untersuchung über islamische Einflüsse in der Wiener Architektur hat Claudius Caravias gezeigt, welche Stilvielfalt "aus den Schatztruhen des Morgenlandes" in die Baukunst des Abendlandes eingeflossen ist. Als prominentestes Beispiel gilt die Wiener Karlskirche. Ihr Schöpfer, der Barockbaumeister Fischer von Erlach, hat sie nach dem Sieg über die türkischen Belagerer 1683 bewusst als "türkische Moschee" ins Wiener Stadtbild gesetzt.

Nicht zufällig wählte er neben der für Moscheen charakteristischen Kuppel zu beiden Seiten des Portals der Karlskirche zwei flankierende Säulen. Dieses an den Salomonischen Tempel erinnernde Aufstellungsmotiv entspricht dem der Konstantinopler Moschee mit ihren Minaretten. Indem die Säulen Krone und Reichsapfel aus dem Wappen Karls VI. tragen, symbolisieren sie dessen Sieg über den Europa jahrhundertelang bedrohenden Islam.

Ebenso wenig wie Wiener und Wien-Besucher die Karlskirche als "türkische Moschee" wahrnehmen, fällt ihnen auf, dass Elemente, die einst türkische Kriegs- und Prunkzelte prägten, zur Gestaltung der Dachlandschaften zahlreicher Schlösser und Repräsentationsbauten dienten, allen voran des Schlosses Belvedere. Islamische Architekturelemente, Arabesken und Rankenornamentik finden sich in der einstigen Donaumonarchie, auf dem Balkan, im vormaligen venezianischen Herrschaftsbereich, auf der Iberischen Halbinsel und im Mittelmeerraum. Nachdem sie seit Jahrhunderten zum Formenschatz europäischer Baukunst zählen, werden sie als ebenso vertraut empfunden wie zahlreiche längst integrierte islamische Einflüsse in abendländischer Wissenschaft, Kunst und Kultur.

Ambivalentes Verhältnis zwischen Orient und Okzident

Dennoch blieb aus europäischer Sicht das Verhältnis zwischen Orient und Okzident stets ambivalent. Christen und Muslimen galt durch eine lange gemeinsame kriegerische Geschichte hindurch die jeweils andere Seite als aggressiv und eroberungssüchtig. Der Ansturm islamischer Heere auf Europa begann 711 mit der Eroberung der Iberischen Halbinsel durch die Omaijaden.

Darstellung einer Schlacht während des 3. Kreuzzuges (1189-1192); Foto: dpa
Mit dem Dritten Kreuzzug von 1189 bis 1192, hier dargestellt auf einem Kalenderblatt, sollte Jerusalem zurückerobert werden. Viele der Kriege und Feldzüge prägen das kollektive Gedächtnis europäischer Völker.

​​ Die Abwehrschlachten, Kriege und Feldzüge der folgenden Jahrhunderte sind in das kollektive Gedächtnis europäischer Völker eingegangen. Emblematisch ragen heraus die Schlacht bei Tours und Poitiers (732), die den ersten Kreuzzug (1096) nach sich ziehende Besetzung Jerusalems durch die Seldschuken (1071), die Schlachten auf dem Amselfeld (1389, 1402 und 1448), der Fall Konstantinopels (1453), die Seeschlacht bei Lepanto (1571), das Vordringen des Osmanischen Reiches auf den Balkan und in den Mittelmeerraum sowie die mehr als 150 Jahre währende Bedrohung Wiens (1529 bis 1683).

Verglichen mit den Ländern des Islam, war Europa kulturell, wirtschaftlich und militärisch über Jahrhunderte hinweg rückständig, unterlegen und meist in die Defensive gedrängt. Martin Luthers 1529 veröffentlichte Schriften "Vom Krieg wider die Türken" und "Heerpredigt gegen die Türken" zeugen ebenso davon wie sein ursprünglich als Kampflied gegen die osmanischen Invasoren verfasstes Lied "Ein feste Burg ist unser Gott".

Es war nicht zuletzt die Furcht vor dem Islam, die in Europa schon früh zu dessen Studium und Erforschung anregte. Mit den Reiseberichten Marco Polos, den Schilderungen von Pilgern, Mönchen, Kreuzrittern und Entdeckern wie Jehan de Mandeville, Felix Fabri, Wilhelm von Rubruk, Hans Schiltberger oder Niccolò di Conti gesellte sich zur Furcht die Faszination. Durch Abseitigkeit, Rarität und Exotik gewann alles Orientalische für Europa einen suggestiven, ja hypnotischen Reiz. Und je mehr Gewürze, Medikamente und Erzählungen die Phantasien des Sehnsuchtsortes Orient speisten, desto stärker geriet er zum imaginären Fluchtort erträumter Freiheiten, welche das wirkliche Leben mit seinen Hungersnöten, Kriegen, Seuchen und Epidemien nicht zu bieten vermochte.

Flucht ins "Land der Illusionen"

Auf solche Tendenzen zur Flucht ins "Land der Illusionen" verweisen auch viele der im 18. Jahrhundert von England ausgehenden und überall in Europa kopierten Landschaftsgärten. Mit ihren chinesischen Pagoden, ägyptischen Grabmälern und türkischen Moscheen entführen sie Besucher aus der harten Wirklichkeit Europas in exotische Welten. Eine wachsende Zahl illustrierter Publikationen, Reiseliteratur und Beschreibungen lieferte europäischen Baumeistern, Malern und Schriftstellern reichlich Material über Geschichte, Architektur und Lebensgewohnheiten islamischer Kulturen.

Undatierte Aufnahme des deutschen Autors Karl May; Foto: dpa
Karl May prägte mit seinen imaginären Reise-Erzählunge maßgeblich ein populäres Bild des Orients.

​​ Damit verfestigten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts jene Vorstellungen vom imaginären Orient, die im Zeitalter der Industrialisierung und rascher gesellschaftlicher Umwälzungen Eskapismuswünsche in Bild und Schrift intensiver als je zuvor bedienten - es seien nur Jean-Léon Gérôme, Gustav Bauernfeind, David Roberts, Arthur Rimbaud, Captain Richard F. Burton und Karl May genannt.

Die Glücksverheißung des mit architektonischen Mitteln inszenierten Orients sollte vor allem bei Gebäuden profan-heiteren Charakters den unternehmerischen Erfolg von Kaffeehäusern, Vergnügungsparks, Dampfbädern und anderen Freizeiteinrichtungen garantieren - galten doch neoislamische Stile als luxuriös, prachtvoll und farbenprächtig.

Selbst feudale Sommerresidenzen und repräsentative Bauten wurden häufig in orientalisierenden Stilen errichtet, so die Schwetzinger Moschee (1795), der Royal Pavilion in Brighton (1822), die Wilhelma in Stuttgart-Bad Cannstatt (1846), das Arabische Café in Düsseldorf (1895) oder der Kopenhagener Tivoli (1902). Und nicht zuletzt durch die in zahlreichen Weltausstellungen präsentierten "Orientkulissen" waren den Europäern des 18. und 19. Jahrhunderts islamisierende Bauformen, Stile und Dekorationselemente weit vertrauter als denen des 20. und 21. Jahrhunderts.

Dies gilt auch für die öffentliche Wahrnehmung der zahlreichen, seit Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Deutschland und Österreich in neoislamischen Stilen errichteten Synagogen (Leipzig 1855, Wien 1858, Berlin 1866, Nürnberg 1874, Kaiserslautern 1886, Pforzheim 1893). Doch selbst bei einem Publikum, das im Zeitalter des Historismus mit exotischen Bauformen vertraut war, blieben Kontroversen über die Errichtung orientalisch anmutender jüdischer Gotteshäuser nicht aus. Die Argumente, die vorgebracht wurden, beschränkten sich keineswegs auf kunstkritische Einwände und erinnern damit an aktuelle Debatten über den Bau von Moscheen in Deutschland und Österreich.

Heinrich von Treitschke: "Die Deutschen sind zu schwach, um Fremdes ertragen zu können"

Da es weder eine "jüdische" Architektur noch einen eigenständigen Synagogenbaustil gab und gibt, errichteten die deutschen Juden im Zuge der Emanzipation ihre Gotteshäuser vorwiegend in zwei Baustilen. Mit Verwendung der neoromanischen, an mittelalterliche Kirchen angelehnten Formensprache bekannten sich Juden öffentlich zu Deutschland, setzten sich aber gleichzeitig der Kritik aus, Herkunft und Eigenart zu verleugnen. Im neo-islamischen Stil errichteten sie ihre Gotteshäuser, wenn sie zur Vermeidung solcher Vorhaltungen selbstbewusst ihr Judentum als eigenständige Religion mit Wurzeln im Orient hervorhoben. Allerdings lief diese Stilrichtung Gefahr, in baukünstlerischer Hinsicht Fremdes zu betonen, Synagogen durch Exotik optisch aus dem Ortsbild zu lösen und damit gleichzeitig Juden als "undeutsch" auszugrenzen. Der Wunsch deutscher Juden, ihre Religion als gleichrangige Konfession anerkannt zu sehen und selbst nicht als fremde Nation zu gelten, blieb trotz aller Anpassungsbereitschaft unerfüllt.

Auch die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte Abkehr von orientalisierenden Synagogen und Hinwendung zu Synagogenbauten im zeitgenössischen Stil als Ausdruck des Integrationswillens deutscher Juden gegenüber der christlichen Mehrheitsgesellschaft hat ihnen nicht die ersehnte Anerkennung als Deutsche gebracht. Denn im 19. Jahrhundert hatte infolge der Befreiungskriege gegen Napoleon ein erstarkender Nationalismus in Deutschland das Verständnis für andere Lebensformen zunehmend verengt.

Von seinem Selbstverständnis her ist Nationalismus darauf angewiesen, Fremdes oder vermeintlich Fremdes auszuschließen, um sich eindeutig abgrenzen und definieren zu können. Wo es, wie zur Zeit der Romantik, zu einer Verklärung des christlichen Mittelalters und Glorifizierung germanischer Sagenwelten kam, hatten Juden keinen Platz.

Jüdische Gotteshäuser galten als "fremd", nicht aber als "bedrohlich"

Es war Heinrich von Treitschke, der während des Antisemitismusstreites 1879 feststellte, die Deutschen seien zu schwach, um Fremdes ertragen zu können - eine Erkenntnis, welche eine wesentliche Ursache der damals herrschenden Kluft zwischen christlichen Deutschen und als Fremde empfundenen Juden zutreffend benennt und in Abwandlung auch heute gegenüber Muslimen eine gewisse Gültigkeit besitzt.

Ahmadiyya-Moschee in Berlin; Foto: dpa
"Exotik hat sich bei heutigen Moscheen in Deutschland zu Quellen des Misstrauens und der Angst gewandelt", sagt Salomon Korn.

​​ Selbst im Zeitalter von Historismus und Orientalismus galten neoislamische Synagogen im Bewusstsein der Öffentlichkeit nie als deutsche Baugattung, obwohl sie baukünstlerisch den Spagat zwischen religiöser Eigenständigkeit der Juden und ihrem vorbehaltlosen Bekenntnis zum deutschen Vaterland symbolisierten. Im Unterschied zu heutigen Moscheebauten wurden jüdische Gotteshäuser zwar als "fremd", nicht aber als "bedrohlich" wahrgenommen. Synagogen mit appliziertem orientalisierendem Dekor - der Baukörper war stets "europäisch" - weckten eher Neid, Missgunst und Unbehagen als Ängste, Misstrauen oder Verdächtigungen. Sie sind im kollektiven Gedächtnis der Europäer nie als Bauwerke einer Europa über Jahrhunderte hinweg bedrohenden Eroberungsreligion aufbewahrt gewesen.

Auch jene Exotik, welche neoislamische Synagogen einst umgab und Quelle sowohl von Neugier als auch von Verunsicherung war, hat sich bei heutigen Moscheen in Deutschland zu einer Quelle des Misstrauens und der Angst gewandelt. Längst ist der Sehnsuchtsort Orient allenfalls noch in Erinnerung, Kunst und Literatur gegenwärtig. Heute hat die Berichterstattung über Naturkatastrophen, Hungersnöte sowie soziale und hygienische Verhältnisse Schein und Wunschbild des Orients endgültig aufgelöst. Der einstige Sehnsuchtsort hat sich aus westlicher Perspektive in vielen Regionen längst zum Schreckensort gewandelt: Terror, Fanatismus und ein unbändiger Eroberungswille gelten als dessen Merkmale.

Dieses veränderte Bild bestimmt zunehmend auch Wahrnehmung und Einschätzung des Islam und der ihn repräsentierenden Moscheen. Je fremder und bedrohlicher "der" Islam - unter Missachtung innerislamischer Vielfalt und Pluralität - erscheint, desto weniger nimmt der nichtmuslimische Teil der Gesellschaft Moscheen als Bauten wahr, die jemals in das Stadtbild integriert werden könnten. Gefördert wird diese Sicht durch Ängste vor Auflösungserscheinungen des in religiösen Belangen zu wachsender Gleichgültigkeit neigenden "christlichen Abendlandes" angesichts eines sich selbstbewusster gebenden Islam.

Daher könnte dem vielerorts zu beobachtenden Widerstand gegen die Errichtung von Moscheen auch die Funktion stellvertretender Abwehr christlicher Glaubensschwäche zukommen; in säkularer Ausprägung könnte der Widerstand als Ausdruck einer instabilen deutschen Identität und zunehmender kultureller Verunsicherung gedeutet werden. Angst vor Moscheen und Minaretten wäre somit auch eine Angst vor dem öffentlich materialisierten Zustand solcher Schwächen und Zweifel.

Sichtbarkeit des Islam in Europa

Schließlich ist in islamischen Ländern das Christentum auf dem Rückzug, in westlichen der Islam auf dem Vormarsch. Dafür aber sind die in Europa lebenden Muslime nicht verantwortlich. Ebenso wenig wie Christen in aller Welt Verantwortung für Entscheidungen des Vatikans tragen, können Juden in ihrer Gesamtheit für die jeweilige Politik des Staates Israel haftbar gemacht werden oder Muslime in Europa und anderswo für diejenige ihres jeweiligen Herkunftslandes.

Schon von daher ist jede Form von Reziprozität unzulässig, auch jene oft gehörte Forderung, in Europa dürften nur ebenso viele Moscheebauten genehmigt werden wie neue Kirchen in muslimischen Ländern. Wo stünden wir, wenn westliche Wertmaßstäbe und Rechtsprechung sich auf spiegelbildliches Verhalten von Diktaturen und Gottesstaaten reduzierte? Was unterschiede uns dann noch grundsätzlich von ihnen?

Symbolbild Muslime in den USA und Europa; Foto: AP Grafik/DW
Die Integration von Muslimen in die amerikanische und kanadische Gesellschaft verläuft meist erfolgreicher als in Europa, doch dabei spielt auch die Herkunft eine Rolle.

​​ Dass Muslime und ihre Bauten auch in westlichen Ländern unterschiedlich wahrgenommen werden, zeigt sich in den Vereinigten Staaten und in Kanada. Dort sind Muslime weitgehend integrierte Staatsbürger; ihre religiöse und kulturelle Eigenständigkeit ist allgemein akzeptiert. Allerdings zählt die Mehrheit dieser Muslime im Unterschied zu denen der meisten europäischen Staaten vorwiegend zur gesellschaftlichen Mittelschicht: aufstiegsorientiert, wirtschaftlich oft erfolgreich, als Staatsbürger loyal und politisch aktiv.

Die in den Vereinigten Staaten und Kanada lebenden Muslime sind aus Asien, Afrika, Europa und den arabischen Ländern eingewandert. Dagegen stammen in Europa Muslime vorwiegend aus Nordafrika und dem Vorderen Orient. Aufgrund ihrer Herkunft aus den ärmeren, unterentwickelten Regionen ihrer angestammten Heimatländer sind sie fest in religiöse Traditionen eingebunden; eine Trennung zwischen Staat und Religion, wie sie vor allem von den zu säkularer Lebensweise neigenden Muslimen aus dem Westen der Türkei mehrheitlich praktiziert wird, ist den meisten von ihnen fremd.

Im Unterschied zu Europäern kennen Nordamerikaner keinen Jahrhunderte währenden muslimischen Ansturm auf ihren Kontinent. So haben die Ereignisse vom 11. September 2001 zwar zu Spannungen zwischen Mehrheitsgesellschaft und muslimischer Minderheit geführt, doch sind diese - von keinen entsprechenden Erfahrungen aus dem kollektiven Gedächtnis der Amerikaner angefacht - längst einem erneuten friedlichen Zusammenleben gewichen.

Moscheen, ob mit oder ohne Kuppeln und Minarette, ob in traditioneller oder zeitgenössischer Architektursprache, fügen sich in den jeweiligen städtebaulichen Kontext ein. Kontroversen über deren Errichtung sind angesichts amerikanischer Traditionen von religiöser Toleranz unbekannt.

Salomon Korn

© Frankfurter Allgemeine Zeitung 2008

Professor Dr. Salomon Korn ist Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der 64 Jahre alte Architekt und Ehrensenator der Universität Heidelberg wurde für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement, seine intensive Vortrags- und Publikationstätigkeit und seine Tätigkeit als Juror und Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen und Gedenkstätten-Beiräten mehrfach ausgezeichnet.

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