Katar überdenkt Vermittlerrolle bei Gesprächen über Waffenruhe zwischen Israel und Hamas

Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani mit der deutschen Außenministerin
Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani im Gespräch mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Foto: KARIM JAAFAR/AFP)

Doha. Katar überdenkt nach eigenen Angaben seine Vermittlerrolle bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Die Rolle Katars werde "ausgenutzt und missbraucht" durch "Politiker, die versuchen, Wahlkampf zu machen, indem sie den Staat Katar schlecht machen", sagte der katarische Regierungschefs Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani am Mittwoch vor Journalisten. "Katar ist dabei, seine Rolle völlig neu zu bewerten", betonte er.

Katar ist gemeinsam mit den USA und Ägypten seit Monaten als Vermittler bei Verhandlungen über eine Feuerpause und Geiselfreilassungen tätig, die Gespräche gestalten sich jedoch schwierig. Israel und die Hamas werfen sich gegenseitig vor, die indirekten Gespräche zu behindern.

Al-Thani erklärte am Mittwoch, die Vermittlungen seien "ins Stocken geraten". "Wir befinden uns in einer heiklen Phase, in der es zu einem gewissen Stillstand gekommen ist, und wir versuchen so weit wie möglich, diesen Stillstand zu überwinden", sagte Katars Regierungschef.

Ende November hatten sich die Konfliktparteien auf eine mehrtägige Feuerpause geeinigt, während der dutzende Geiseln im Austausch für eine deutlich größere Anzahl palästinensischer Häftlinge freigelassen worden waren.

Der türkische Außenminister Hakan Fidan, der am Mittwoch in Doha zu Besuch war, erklärte, er habe "drei Stunden lang" mit Hamas-Chef Ismail Hanija und Vertretern der radikalislamischen Palästinenserorganisation gesprochen - unter anderem über die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen. Hanija soll am Wochenende in der Türkei mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammentreffen.

In der gemeinsamen Pressekonferenz mit Al-Thani warf Fidan außerdem dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, die Nahostregion für den Erhalt seiner eigenen Macht in einen Krieg verwickeln zu wollen. "Es ist offensichtlich, dass (Benjamin) Netanjahu versucht, die Region in einen Krieg hineinzuziehen, um an der Macht zu bleiben", sagte der Minister.

Die Gefahr einer Ausweitung des Krieges sei nach wie vor gegeben, warnte Fidan und betonte: "Wir werden unsere Anstrengungen, diesen Krieg zu beenden, verdoppeln."

Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben 1170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 33.890 Menschen getötet. (AFP)