Frankreich lässt keine aus dem Ausland entsandten Imame mehr zu

Die Große Pariser Moschee im Quartier Latin (Archivbild)
Die Große Pariser Moschee im Quartier Latin (Archivbild)(Foto: Abd Rabbo Ammar/abaca/picture alliance)

Anfang 2020 sagte Frankreichs Präsident Macron einem "islamistischen Separatismus" und ausländischen Einflüssen durch Imame offiziell den Kampf an. Nun macht die Regierung Ernst damit. 
 
Paris. Frankreich lässt ab dem 1. Januar keine neuen Imame aus dem Ausland mehr zu. Innenminister Gerald Darmanin betonte in einem Brief an die Herkunftsländer, muslimische Geistliche, die sich bereits in Frankreich aufhalten, könnten nach dem 1. April nur mit einem neuen Status in Frankreich bleiben, wie die Zeitung "Le Figaro" (Samstag) berichtet. Zugleich müsse ein wachsender Anteil der in Frankreich tätigen Imame auch hier ausgebildet und von den Moscheevereinen selbst bezahlt werden, heißt es in dem Brief an Länder wie Marokko, Algerien und Tunesien. 
 
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte bereits im Februar 2020 angekündigt, im Kampf gegen "islamistischen Separatismus" und ausländische Einflüsse Maßnahmen zu ergreifen, die von der Entsendung von Imamen bis zur Finanzierung von Moscheen reichten. So solle die Aufnahme von rund 300 aus Ländern wie Algerien, Tunesien, Marokko oder der Türkei entsandten Imamen beendet werden, sagte Macron 2020. 
 
Darmanin erinnerte nun daran, die Moscheen und Staaten hätten damit drei Jahre Zeit gehabt, sich neu zu organisieren. Ab dem 1. April werde ein "spezifischer Rahmen" geschaffen, der es den Moscheevereinen ermöglicht, selbst Imame zu rekrutieren, die sie direkt bezahlen. Das Ziel bestehe nicht darin, ausländische Imame daran zu hindern, in Frankreich zu predigen, sondern sicherzustellen, dass keine Staatsdiener eines anderen Landes hier Einfluss nehmen, hieß es. 
 
Dies erfordere eine Weiterentwicklung der Ausbildung, so Darmanin. Ebenso müsse der Staat ein Angebot, das "die Gesetze und Grundsätze der Republik respektiert", schnell ausweiten. Auch müsse der Zugang von Imamen zu universitärer Ausbildung unterstützt werden, wie sie etwa das vor einem Jahr gegründete Französische Institut für Islamwissenschaft (IFI) biete. 
 
Darüber hinaus sei im Februar 2022 das "Forum des Islams in Frankreich" (Forif) in Paris ins Leben gerufen worden. Das offizielle Vertretungsorgan der Muslime im Land soll dazu beitragen, die zweitgrößte Religionsgruppe Frankreichs wirkungsvoller zu repräsentieren und als fester Ansprechpartner für die Regierung dienen. Das Forum orientiere sich in Aufbau und Zielsetzung an der Deutschen Islam-Konferenz. 
 
Von den rund 67 Millionen Einwohnern Frankreichs sind laut Schätzungen bis zu 6 Millionen Muslime. Andere Schätzungen gehen von 3,5 Millionen aus. (KNA)