Werte im Widerstreit: Der globale Süden und der Westen

Katholische Akademie in Berlin
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Die Verwerfungen zwischen globalem Süden und dem Westen haben zwei Dimensionen: Die globale Mächtekonstellation und die globale Werteordnung. Mit Blick auf erstere erkennen wir z. B. in der Dynamik der BRICS- und Shanghai-Organisation Bemühungen selbstbewusst aufstrebender Staaten, sich gegenüber der transatlantischen euro-amerikanischen Allianz zu emanzipieren. Bezogen auf die „Werteordnung“ sieht sich der Westen einer fundamentalen Herausforderung gegenüber. Die „regelbasierte internationale Ordnung“ wird im „globalen Süden“ weithin als Hegemonieprojekt gesehen: Die Forderung, die Aggression Russlands unter diesem Vorzeichen zu verurteilen, wird in das Licht einer anhaltenden Bevormundung gerückt. Auch in den Verwerfungen innerhalb der internationalen Gemeinschaft und Öffentlichkeit angesichts des erneuten Ausbruchs von Terror und Krieg im Nahen Osten ist dieses Muster der Argumentation erkennbar. Die Weigerung, dem Westen zu folgen, ist Teil eines post-kolonialen Emanzipationsprojekts. In außereuropäischen Weltregionen werden Diskurse um Menschen- und Bürgerrechte, das „Recht auf Entwicklung“ u. a. anders verstanden als in westlichen Ländern. Die Tatsache, dass sich die Argumentation mit einer Festigung autoritärer Herrschaftsstrukturen verbindet, vertieft die Kluft.

Welche unterschiedlichen historischen Erfahrungen stehen hinter diesem Widerstreit der Werte? Wie kann Europa dabei für seine Position werben? Wo gilt es genau hinzuhören? Wo liegen Spielräume und Grenzen für ein globales Einverständnis? Zu diesen Fragen sprechen Experten europäischer, chinesischer, afrikanischer und nahöstlicher Perspektiven.

Dr. Katja Drinhausen ist Programmleiterin bei dem Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin. In ihrer Forschung beschäftigt sich die Sinologin mit der Entwicklung von Chinas Rechtssystem und Regierungsführung, einschließlich digitaler Regierung, insbesondere Menschenrechten und staatlicher Minderheitenpolitik.

Dr. Jochen Lingelbach ist Afrikahistoriker und Geograf in der Facheinheit Geschichte an der Universität Bayreuth und Mitarbeiter im Exzellenzcluster „Africa multiple. Reconfiguring African Studies”. Schwerpunkte seiner Forschung sind Migrationsgeschichte; Flüchtlingslager und Flüchtlingshilfe in Ostafrika seit der Kolonialzeit.

Prof. em. Dr. Philipp Sarasin war bis 2022 Professor für Neuere Allgemeine und Schweizer Geschichte am Historischen Seminar der Universität Zürich. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. Geschichte des Wissens und die Geschichte des Kalten Krieges.

Prof. Dr. Udo Steinbach war bis 2007 Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg. Seit 2019 verantwortet er das Programm MENA Study Centre bei der Maecenata-Stiftung.

 

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