Staatsbetriebe unerwünscht

Bis Ende August 2003 können sich Mobilfunk-Unternehmen um drei Lizenzen für den Aufbau eines Handy-Netzes im Irak bewerben. Zumindest theoretisch. Denn durch die Kriterien wird ein Großteil der Firmen ausgeschlossen.

Besonders für europäische Mobilfunk-Anbieter klingen die Ausschreibungs-Bedingungen der von den USA geleiteten irakischen Verwaltungsbehörde wie Auschluss-Bedingungen: Firmen, die zu mehr als zehn Prozent in Staatsbesitz sind, brauchen ihre Unterlagen gar nicht erst einzureichen. Auch das zweite Kriterium, wonach ein Bieter mindestens fünf Lizenzen in ähnlichen Märkten vorweisen muss, erhöht nach Einschätzung von Experten die Erfolgsaussichten von US-Firmen. Da amerikanische Mobilfunk-Anbieter hauptsächlich auf dem US-Markt aktiv sind, reichen für sie fünf US-Lizenzen.

"Bei der Linzenzvergabe werden nur Unternehmen aus Ländern mit unbelasteten Beziehungen zum Zuge kommen", bewertet Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck die Ausschreibungs-Kriterien. Europäische Unternehmen haben den Experten zufolge generell schlechte Karten, obwohl laut US-Verteidigungsministerium keine politischen Hintergründe für die Auswahl vorliegen. "Nach den Kriterien kommen von den größeren europäischen Playern nur Vodafone, und Telefonica Moviles in Betracht", sagt Wolfgang Specht, Analyst für Telekommunikation bei der DZ-Bank im Gespräch mit DW-WORLD.

Bewerbung unerwünscht

Dagegen fallen die anderen großen europäischen Anbieter – die deutsche T-Mobile, die französische Orange, die italienische TIM sowie die niederländische KPN Mobile – durch den Sieb. Entweder ist ihr Staatsbesitz-Anteil zu hoch oder sie verfügen nicht über die erforderlichen fünf Auslands-Lizenzen. "Ein französisches Unternehmen wird sicher keine Lizenz erhalten, schließlich haben sich die Amerikaner über die Haltung der Franzosen zum Irak-Krieg noch mehr geärgert, als über die Deutschen", betont Telekom-Experte Kitz.

Die Analysten gehen davon aus, dass zwei der drei Lizenzen an amerikanische und britische Firmen vergeben werden. Neben dem Weltmarktführer, der britischen Vodafone, könnte auch der amerikanische Anbieter AT&T im Irak einsteigen. Bei der dann noch ausstehenden Lizenz könnte die spanische Telefónica Móviles zum Zuge kommen. Telefónica Móviles ist international tätig und hat durch sein Engagement in Südamerika auch Erfahrung in Schwellenländern. Zudem zählte die spanische Regierung zu den wichtigsten Unterstützern der amerikanischen Irak-Politik. Aber auch für den in Hongkong ansässigen Hutchison-Konzern könnte der Irak ein lohnendes Anlage-Ziel sein. "Die dritte Lizenz könnte an Hutchison gehen, die in Asien sehr gut aufgestellt sind und eine gut gefüllte Kasse haben" erläutert Kitz.

Günstige Geografie

Obwohl der irakische Markt mit seinen nur rund 15 Millionen potentiellen Kunden für die großen Telekom-Konzerne kein Brot-und-Butter-Geschäft darstellt, lässt sich dort doch vergleichsweise einfach Geld verdienen. "Man kann dort mit relativ geringem Aufwand und wenig Infrastruktur ein lukratives Geschäft aufbauen", betont DZ-Bank-Experte Specht und verweist auf die günstige Geografie des Landes. "Der Irak ist relativ flach, sodass der Aufbau eines Handy-Netzes einfacher und günstiger ist als beispielsweise in der Schweiz."

Michael Knigge

© 2003, DW-online