Arabische Jüdin und Diplomatin auf neuem Posten

Obwohl der Inselstaat Bahrain im Persischen Golf nicht gerade als Wiege der gelebten Toleranz der verschiedenen Religionen und Ethnien gilt, wurde nun eine arabische Jüdin auf Geheiß des Monarchen zur Botschafterin in Washington ernannt. Einzelheiten von Rudolph Chimelli

Juden sind selten geworden in der arabischen Welt. Insgesamt gibt es von ihnen weniger als 10.000 zwischen Atlantik und Persischem Golf. In Bahrain leben genau 37 Juden unter 530.000 Einwohnern anderer Konfessionen.

Umso bemerkenswerter ist, dass der Herrscher ausgerechnet dieses Inselstaates eine Frau aus dieser winzigen Gemeinde, die 43-jährige Hoda Esra Ibrahim Nono, zur Botschafterin in Washington ernennt.

Keine Propaganda

"Das ist keine Propaganda", sagt ein Amtsträger, "es zeigt vielmehr das Klima der Toleranz gegenüber Minderheiten." Ihre Bestellung bestätige den Reformkurs eines Landes, das bei der Ämterbesetzung keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen oder Bürgern verschiedenen Glaubens mache.

Bisher ist Hoda Nono eine von 40 Angehörigen der Beratenden Versammlung (Schura), die der König ernennt. Neben ihr sitzen noch zehn weitere weibliche Mitglieder, unter ihnen eine Christin.

Hoda Nono wird nicht die erste Botschafterin ihres Landes sein. Ein Mitglied der sunnitischen Königsfamilie, Haia al-Chalifa, war bereits Vertreterin ihres Landes in Frankreich. Die Schiitin Bibi Alaui ist derzeit Botschafterin in Chinas Hauptstadt Peking.

Dominanz schiitischer und sunnitischer Fundamentalisten

Als Bahrain im Jahr 2006 den Vorsitz der UN-Vollversammlung hatte, ernannte König Hamad bin Issa al-Chalifa seine Verwandte Haia für diese Position - sie war dort erst die dritte Frau seit Bestehen der Vereinten Nationen.

Das Volk denkt weniger fortschrittlich. Im gewählten Parlament, das gleichfalls 40 Abgeordnete zählt, haben schiitische und sunnitische Fundamentalisten eine Dreiviertelmehrheit. Von 23 Bewerberinnen, die von der Regierung eigens für die Kampagne trainiert wurden, schaffte es nur eine einzige - in einem Wahlkreis ohne Gegenkandidaten.

Aktiv für Menschenrechte

Hoda Nono ist eine Geschäftsfrau, die ein Handelsdiplom und einen zweiten Wohnsitz in London hat. Sie ist Gründungsmitglied der örtlichen Gruppe von "Human Rights Watch".

Von dieser behauptet freilich der Vizevorsitzende des "Bahrain Human Rights Centre", Nabil Radschab, es sei eine "Scheinorganisation", die Regierungsinteressen vor Menschenrechte stelle.

Die künftige Botschafterin ist Mutter zweier Söhne und sagt, sie freue sich auf die neue Herausforderung. Kommentatoren äußern privat die Meinung, ihre Ernennung sei eine Geste gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika, deren 5. Flotte in Bahrain liegt. Ferner werde damit eine mögliche Öffnung gegenüber Israel signalisiert, zu dem Bahrain bisher keine Beziehungen unterhält.

Bahraini und jüdischer Araber – und stolz darauf

Die Vorfahren der sieben verbliebenen jüdischen Familien sind meist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Mesopotamien, Persien und Indien eingewandert. Hodas Großvater vertrat die Juden im Gemeinderat, den die Briten 1919 einrichteten.

Wie in anderen arabischen Ländern verließen viele Juden Bahrain nach Gründung Israels. Ein Verwandter der Botschafterin, Meir Nono, der Vizepräsident einer US-Bank war, kehrte nach Beginn des Erdölbooms zurück.

Heute existieren eine Synagoge und ein privater jüdischer Friedhof. "Ich bin Bahraini und jüdischer Araber und sehr stolz darauf", erklärt ein Elektronikvertreter aus der Gemeinde.

Rudolph Chimelli

© Süddeutsche Zeitung 2008

Qantara.de

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