Obamas Sonderbotschafter für die islamische Welt

US-Präsident Obama hat seinen Rechtsberater Rashad Hussain zum Sonderbotschafter für die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) ernannt. Der erst 31 Jahre alte Intellektuelle personifiziert den Neuanfang, den Obama im Verhältnis zur muslimischen Welt anstrebt. Von Janek Schmidt

US-Präsident Barack Obama hat seinen Rechtsberater Rashad Hussain zum Sonderbotschafter für die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) ernannt. Der erst 31 Jahre alte Intellektuelle personifiziert den Neuanfang, den Obama im Verhältnis zur muslimischen Welt anstrebt. Janek Schmidt stellt Rashad Hussain vor.

Rashad Hussain; Foto: &copy Bogazici University
"Ein Gelehrter, der nicht nur ein paar Brocken Arabisch spricht, sondern den gesamten Koran rezitieren kann" - US-Präsident Barack Obama hat Rashad Hussein zu seinem Sonderbotschafter für die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) berufen.

​​Für Barack Obama war das Gipfeltreffen der USA und der muslimischen Welt in Katar, das am vergangenen Montag zu Ende ging, so bedeutend, dass er sowohl seine Außenministerin Hillary Clinton als auch seinen Afghanistan-Beauftragen Richard Holbrooke in das Emirat entsandte.

Doch die wichtigste Nachricht hob sich der US-Präsident für seine Video-Ansprache an die Gipfelteilnehmern auf: die Ernennung seines Beraters Rashad Hussain zum US-Repräsentanten für die muslimische Welt.

Bedeutendes politisches Signal

Somit arbeitet Hussain künftig als Obamas Gesandter bei der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC). Der Zusammenschluss von 57 Staaten ist die größte islamische Vereinigung der Welt. Zwar ist die OIC, die sich als kollektive Stimme der Muslime sieht, durch interne Grabenkämpfe gespalten und schwach. Dennoch ist Obamas Personalentscheidung ein bedeutendes politisches Signal.

Die Ernennung Hussains, dessen Eltern aus Indien in die USA eingewandert sind, ist zunächst ein weiterer Beweis für Obamas Bemühungen, möglichst viele Bevölkerungsgruppen in seine Regierung einzubinden. Zudem personifiziert der erst 31 Jahre alte Zuwanderersohn den Neuanfang, den der Präsident im Verhältnis zur muslimischen Welt anstrebt.

Zwar hatte bereits Obamas Vorgänger George W. Bush den Posten eines amerikanischen OIC-Gesandten geschaffen und 2008 mit dem in Pakistan geborenen Sada Cumber besetzt. Doch während Cumbers Prominenz auf seinem Erfolg als Geschäftsmann in Texas beruhte, ist Hussain ein angesehener Intellektueller.

Akademisch erreichte der Jurist höchste Ehren. Schon während seines Bachelor-Studiums in Philosophie und Politik, das er in nur zwei Jahren absolvierte, wurde er in die elitäre Studentenvereinigung Phi Beta Kappa aufgenommen. Seinen Master in Verwaltungswissenschaften und Islamstudien in Harvard krönte er mit einem Jura-Doktor in Yale. Dieser ermöglichte ihm eine Anstellung als Rechtsberater im Weißen Haus, wo er bis zuletzt tätig war.

Islamische Werte und Terror sind unvereinbar

Logo der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC)
Künftig vertritt Rashad Hussain als Sonderbotschafter die Vereinigten Staaten in der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), der derzeit mehr als 50 islamisch geprägte Länder angehören.

​​Dort war Hussain maßgeblich an der Erarbeitung der wegweisenden Rede an die muslimische Welt beteiligt, die Obama im Juni 2009 in Kairo hielt. Welche Grundeinstellung er mitbringen würde, hatte Hussain schon 2008 gezeigt. In einem Papier für die Denkfabrik Brookings hatte er empfohlen, Islamisten mit ihren eigenen Argumenten zu begegnen.

So sollten US-Politiker, anstatt für westliche Freiheiten zu werben, die manche Muslime als sittenwidrig ablehnten, eher die Unvereinbarkeit islamischer Werte mit dem Terrorismus betonen. Als geeignetes Sprachrohr dafür empfahl Hussain arabische Organisationen, wie etwa das Aal al-Bayt Institut in Amman, dessen Islam-Gelehrte sich mehrfach für religiöse Toleranz ausgesprochen haben.

Die Bedeutung des religiösen Dialogs scheint auch Obama zu schätzen. So betonte er in seiner Videobotschaft nach Katar Hussains entsprechende Fähigkeiten.

Sein Gesandter sei ein angesehenes Mitglied der muslimischen Gemeinde in den USA, sagte Obama und begründete dies so: "Er ist ein Hafis" – also ein Gelehrter, der nicht nur ein paar Brocken Arabisch spricht, sondern den gesamten Koran rezitieren kann.

Janek Schmidt

© Süddeutsche Zeitung 2010

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Das Aal al-Bayt Institut in Amman (engl.)