Erste islamische Bank erhält Lizenz in Deutschland

Die Finanzaufsicht Bafin hat erstmals ein islamisches Institut voll zugelassen, berichtet die Online-Ausgabe des "Handelsblatts". Im Juli will die Kuveyt Türk Bank AG demzufolge Filialen in Berlin, Frankfurt und Mannheim eröffnen. Im Laufe des Jahres solle mit Köln ein weiterer Standort hinzukommen. In Mannheim existiert zwar bereits seit 2009 eine Zweigstelle der Kuveyt Türk Bank, sie verfügte aber bislang nicht über eine Vollbanklizenz und damit nicht über das komplette Angebotsspektrum.

Der Geschäftsführer der Bank, Kemal Ozan, sprach von einem hohen Nachfragepotenzial unter den rund 4,5 Millionen Muslimen in Deutschland. Die eigene Marktforschung habe ergeben, dass 21 Prozent der Muslime hierzulande ein islamisches Geldhaus als natürliche Hausbank sehen würden, sagte Ozan dem "Handelsblatt". Laut Bericht will die Kuveyt Türk eine Bilanzsumme im mittleren dreistelligen Millionenbereich erreichen - sie wäre damit so groß wie eine kleine Sparkasse oder Volksbank. "Islamic Banking" sei nicht nur ein religiöses, sondern auch ein nachhaltiges und sozial verantwortliches Finanzmodell.

Zu dem Koran-konformen Bankwesen gehört der Verzicht auf Spekulationsgeschäfte und unschickliche Investitionen - beispielsweise in Glücksspiel, Waffen und Pornographie, aber auch in Unternehmen, die Schweinefleisch oder Alkohol herstellen. Wichtig ist aber vor allem das Verbot von Zinsen - sie dürfen weder verlangt noch gezahlt werden. Islamische Banken können daher keine verzinsten Kredite vergeben, wie es westliche Banken tun. Erlaubt ist jedoch die Ausschüttung von Gewinnen. Banken kaufen daher zu finanzierende Objekte wie beispielsweise Immobilien zunächst selbst, um sie dann gegen einen zinslosen Gewinnaufschlag an ihre Kunden weiterzugeben. Die Kunden werden dadurch zu Teilhabern. Erzielt die Bank Gewinne, profitieren auch die Kunden. Erleidet sie Verlust, müssen die Kunden diesen mittragen.

Die in Istanbul ansässige Kuveyt Türk zählt zu den größten Banken der Türkei. Hinter dem Institut steht laut dem "Handelsblatt" eine Finanzholding, die sich mehrheitlich im Besitz staatlicher kuwaitischer Investoren befinde. (DPA/KNA)

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