Atomverhandlungen mit Iran: Ein Ende des zwölfjährigen Konflikts hilft auch Deutschland

Mit einem Abkommen über das iranische Atomprogramm sind absehbar weitere positive Effekte verbunden. Dazu zählen - nach der Aufhebung von Sanktionen - vor allem ein erhoffter wirtschaftlicher Aufschwung im Iran und viele Aufträge für Firmen auch aus dem Westen. Unternehmen aus Frankreich, Italien und Deutschland sind hochinteressiert.

Die Bundesrepublik war lange einer der wichtigsten Handelspartner und auch High-Tech-Lieferanten des Iran. Das einzige iranische Atomkraftwerk - das AKW Buschehr im Süden des Landes - wurde nach Plänen von Siemens und AEG-Telefunken gebaut. «Made in Germany» ist im Iran hoch angesehen, in vielen Fabriken stehen deutsche Maschinen, die überholt oder ausgetauscht werden müssen.

So hofft neben den Konzernen auch der deutsche Mittelstand auf gute Geschäfte mit der Islamischen Republik und ihren 75 Millionen Einwohnern. Zu Zeiten der westlichen Wirtschaftssanktionen haben vor allem China, Russland und die Türkei Geschäfte mit Teheran gemacht.

Darüber hinaus ist der Iran auch aus geostrategischer Sicht ein potenziell interessanter Partner. Innerhalb des von vielen politischen Unruhen erschütterten Nahen und Mittleren Ostens ist der Iran trotz interner Querelen relativ stabil. Zwar unterstützt der Iran die radikal-islamische Hisbollah im Libanon und das syrische Regime von Machthaber Baschar al-Assad, aber im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) gibt es gemeinsame Interessen von Washington und Teheran.

Nach 35 Jahren erbitterter Feindschaft zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten müssen beide Seiten aber erst noch Vertrauen aufbauen, um weitere politische Projekte in Angriff nehmen zu können.

Unterdessen sind im schweizerischen Lausanne die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in großer Runde fortgesetzt worden. Zum ersten Mal seit November beriet der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif am Montag mit allen seinen Kollegen von der 5+1-Gruppe aus den fünf UN-Vetomächten und Deutschland. Neben US-Außenminister John Kerry und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) saßen auch die Kollegen aus Frankreich, Großbritannien, Russland und China - Laurent Fabius, Philip Hammond, Sergej Lawrow und Wang Yi - sowie die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini mit am Tisch.

Die 5+1-Gruppe bemüht sich seit Jahren um eine Einigung mit dem Iran über dessen Atomprogramm. Ziel ist es, dem Iran die zivile Nutzung der Atomtechnologie zu erlauben, ihm aber die Möglichkeit zu nehmen, Atomwaffen zu entwickeln. Im Gegenzug sollen die Sanktionen gegen Teheran aufgehoben werden. Bis Dienstag soll eine politische Grundsatzvereinbarung stehen, bis Ende Juni ein vollständiges Abkommen samt technischen Einzelheiten.

Am Sonntagabend hatten sich die Gespräche in einer schwierigen Phase befunden. Während ein westlicher Diplomat in Lausanne sagte, in einigen zentralen Bereichen sei eine vorläufige Einigung erzielt worden, hieß es aus deutschen Delegationskreisen, dies sei falsch. Auch iranische Diplomaten wiesen die Angaben zu einer vorläufigen Einigung als Spekulation zurück. (dpa/AFP)