Waffenruhe im Jemen läutet neue Friedensverhandlungen ein

Mit dem Beginn neuer Friedensverhandlungen für den Jemen ist in dem Bürgerkriegsland eine einwöchige Waffenruhe in Kraft getreten. Dies sei der erste wichtige Schritt bei dem Versuch, die Feindseligkeiten zu beenden und einen dauerhaften Frieden zu schaffen, erklärte der UN-Sondergesandte Ismail Ould Cheikh Ahmed am Dienstag. Ein Scheitern der Friedensgespräche hätte für das Land und die Menschen katastrophale Folgen, warnte er.

Unter UN-Vermittlung trafen sich in dem Schweizer Ort Magglingen Vertreter der Regierung und der schiitischen Huthi-Rebellen, um über eine Beendigung der Krise zu beraten. Dabei gehe es darum, einen dauerhaften und umfassenden Waffenstillstand zu erreichen, teilten die Vereinten Nationen mit. Auch die humanitäre Lage solle verbessert werden. Frieden zu schließen sei eine grundlegende Voraussetzung, um den Jemen wieder aufbauen zu können.

Gegner der Huthis warfen den Rebellen und ihren Verbündeten vor, die Waffenruhe in mehreren Provinzen gebrochen zu haben. Ein führender Vertreter der Huthi-Partei Ansar Allah wies die Meldungen zurück. «Wir halten uns an den Waffenstillstand», erklärte Ali al-Kahum.

In dem bitterarmen Land tobt seit Monaten ein Bürgerkrieg. Erste Friedensverhandlungen in der Schweiz waren im Juni gescheitert. Schiitische Huthi-Rebellen haben große Teile des Jemens unter ihre Kontrolle gebracht, darunter die Hauptstadt Sanaa. Verbündet sind sie mit Anhängern des früheren Langzeitherrschers Ali Abdullah Saleh, der 2012 im Zuge des arabischen Aufstands die Macht abgeben musste.

Die Rebellen kämpfen gegen Anhänger von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi, den die Rebellen aus Sanaa vertrieben haben. Kompliziert ist die Lage im Jemen auch deswegen, weil es viele unterschiedliche Interessen gibt. Hadi ist verbündet mit Kräften, die eine Abspaltung des früheren Südjemens vorantreiben wollen. Vor Ort kämpfen häufig lokale Gruppen mit eigener Agenda gegen die Huthis.

Seit März bombardiert zudem eine von Saudi-Arabien geführte Koalition die Rebellen und ihre Verbündeten aus der Luft. Das sunnitische Königreich wirft ihnen vor, vom schiitischen Iran unterstützt zu werden. Riad betrachtet Teheran als seinen Erzrivalen. Das Terrornetzwerk Al-Qaida und andere Extremisten machen sich das Chaos in dem verarmten arabischen Land zunutze.

Große Teile der Infrastruktur im Jemen sind zerstört. Die UN hatten zuletzt im November auf die verheerende humanitäre Lage im Land hingewiesen. Mehr als 14 Millionen Menschen hätten keinen gesicherten Zugang zur Gesundheitsversorgung. Seit März wurden nach UN-Angaben mehr als 5.700 Menschen getötet, rund 2,5 Millionen Jemeniten wurden vertrieben. (dpa)

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