Hilfsorganisationen: Korridore in Aleppo nicht als Kriegswaffe nutzen

Hilfsorganisationen kritisieren die von syrischen und russischen Truppen eingerichteten Fluchtkorridore für Hunderttausende eingekesselte Zivilisten in Aleppo.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) fordert von den Konfliktparteien im syrischen Bürgerkrieg einen freien und ungehinderten Zugang zu den Menschen im belagerten Aleppo. "Es müssen sichere Zufluchtsorte und die Versorgung garantiert werden", forderte DRK-Präsident Rudolf Seiters in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). Die humanitäre Lage in der nordsyrischen Stadt sei verheerend. Ganze Stadtviertel seien von der medizinischen Versorgung abgeschnitten.

Rund 40 Hilfsorganisationen warnten in Berlin vor einem Missbrauch humanitärer Korridore als Kriegswaffe. Der entsprechende Vorstoß von Russland und den syrischen Regierungstruppen sei keine humanitäre Hilfsmaßnahme. Eine wirkliche humanitäre Hilfsaktion würde die Bewohner nicht zur Wahl zwingen, entweder in die Arme ihrer Angreifer zu fliehen oder in den belagerten und bombardierten Stadtteilen zu bleiben. Stattdessen müssten Maßnahmen ergriffen werden, damit die UN den Schutz aller Menschen gewährleisten und überwachen könne.

Syrische Regierungstruppen hatten im Juli alle Versorgungswege nach Aleppo erobert und dort bis zu 300.000 Bewohner eingekesselt. Aleppo gilt als wichtigstes Schlachtfeld im Bürgerkrieg. Am Donnerstag hatten syrische Streitkräfte erste Korridore geöffnet. Die UN rufen Moskau auf, deren Verwaltung UN-Experten zu überlassen.

Weiter erklärten die Hilfsorganisationen: «Eine wirkliche humanitäre Hilfsaktion würde die Bewohner von Aleppo nicht zu der Wahl zwingen, entweder in die Arme ihrer Angreifer zu fliehen oder in den belagerten und bombardierten Stadtteilen zu bleiben.»

Wenn Russland eine humanitäre Katastrophe abwenden wolle, sollte es die UN-Forderung unterstützen, dass die Konfliktparteien wöchentlich eine 48-stündige Feuerpause einhalten, heißt es weiter. Nur so lasse sich ein sicherer, ungehinderter und unverzüglicher humanitärer Zugang gewährleisten, über den Hilfsgüter nach Aleppo transportiert werden und Menschen freiwillig die Stadt verlassen können. (KNA/dpa)

Lesen Sie zur humanitären Situation in Aleppo auch folgenden Bericht.