UNO dringt auf «humanitäre Pause» bei Kampf um Aleppo

Angesichts der Verschärfung der Kämpfe um die nordsyrische Großstadt Aleppo hat die UNO erneut eine «humanitäre Pause» gefordert. «Die UNO verlangt zumindest eine vollwertige Waffenruhe oder wöchentliche 48-stündige humanitäre Pausen, um die Millionen von hilfsbedürftigen Menschen in Aleppo zu erreichen und die Nahrungs- und Medizinvorräte aufzustocken, die gefährlich niedrig sind», erklärten der UN-Hilfskoordinator in Syrien, Yacoub El Hillo, und der Regionalkoordinator Kevin Kennedy am Dienstag.

Die UNO stehe bereit, um die Bevölkerung von Aleppo zu unterstützen. Zwei Millionen Menschen drohe nun eine Belagerung, warnte die UNO. Darunter sind die 275.000 Menschen, die in den von den Rebellen kontrollierten Vierteln im Osten Aleppos eingeschlossen sind. Berichten zufolge wurden bei den Kämpfen seit Ende Juli mindestens 130 Zivilisten getötet, während Krankenhäuser bombardiert und das Wasser- und Elektrizitätsnetzwerk beschädigt wurden.

Die einstige Wirtschaftsmetropole Aleppo ist seit dem Sommer 2012 zwischen Rebellen und Regierung geteilt. Die Regierungstruppen hatten Mitte Juli die Rebellenviertel komplett eingeschlossen, doch gelang es islamistischen Aufständischen kürzlich, den Belagerungsring wieder zu durchbrechen. Nun drohen die von der Regierung gehaltenen Bezirke im Westen von der Außenwelt abgeschnitten zu werden. Die UNO mahnte, die Belagerung von Zivilisten stelle ein Kriegsverbrechen dar.

Nach ihrer Arbeit im syrischen Aleppo hatten zwei Ärzte den UN-Sicherheitsrat dazu aufgerufen, sich für eine umgehende Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland einzusetzen. Bei einer Anhörung zeichneten sie am Montag ein erschütterndes Bild der leidenden Bevölkerung in den von Rebellen kontrollierten Teilen der Stadt. Die beiden in Chicago ansässigen Ärzte der Syrian American Medical Society (SAMS) forderten, dass Zivilisten und Hilfsarbeiter sich auf dem Weg in und aus dem östlichen Teil der Stadt ungehindert bewegen können müssten.

Mehrere Mitglieder des höchsten UN-Gremiums warfen dem mit Syrien verbündeten Russland vor, ein Hauptgrund für die Handlungsunfähigkeit der Vereinten Nationen zu sein. Das ständige Ratsmitglied mit Veto-Recht wies diese Kritik zurück. Der stellvertretende russische UN-Botschafter Wladimir Safronkow kritisierte, die Anhörung über humanitäre Fragen sei in eine politische Diskussion verwandelt worden.

Im Bürgerkrieg in Syrien ist die Zahl der Todesopfer nach Angaben von Aktivisten inzwischen auf mehr als 290.000 gestiegen. In den vergangenen beiden Monaten seien 10.000 Menschen in Syrien getötet worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mit. Damit seien seit Ausbruch des Konflikts im März 2011 bis Ende Juli insgesamt 292.817 Menschen getötet worden, darunter 84.472 Zivilisten.

Zu den zivilen Opfern zählen den Angaben zufolge 14.711 Kinder. Wie die oppositionsnahe Organisation weiter mitteilte, wurden aus den Reihen der regierungstreuen Truppen bislang 104.656 Kämpfer getötet, davon 57.909 Soldaten. Außerdem werden auf der Opferliste 50.548 nicht-dschihadistische Rebellen und kurdische Milizionäre aufgeführt sowie 49.547 syrische und ausländische extremistische Kämpfer.

3.594 Todesopfer seien nicht identifiziert worden, erklärte die Beobachtungsstelle. Außerdem würden tausende Menschen noch vermisst oder würden in Gefangenenlagern verschiedener bewaffneter Gruppen vermutet.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum überprüfbar. (dpa/AFP)