Tunesien: Demo für Recht auf Essen in der Öffentlichkeit

Im Zentrum von Tunis haben am Wochenende Dutzende Menschen für ein Recht auf Essen in der Öffentlichkeit während des muslimischen Fastenmonats Ramadan demonstriert. Wie die Zeitung "Le Monde Afrique" (Onlineausgabe Montag) berichtet, waren Anfang Juni vier Männer wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" verhaftet worden, weil sie in einem Park Nahrung zu sich genommen hatten.

Die Demonstranten skandierten laut dem Bericht Slogans wie "Warum stört es dich, wenn du fastest und ich esse?" oder "Verhaftet die Terroristen und lasst die Nichtfastenden in Ruhe".

In Tunesien gibt es kein Gesetz, dass Essen und Trinken in der Öffentlichkeit während des Ramadan verbietet. Die vergleichsweise laizistische Verfassung des nordafrikanischen Landes garantiert Glaubens- und Gewissensfreiheit; zugleich versteht sich der Staat auch als Wächter traditioneller Werte.

Zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang sind gläubigen Muslimen im Ramadan Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr untersagt. Mit dem Iftar, dem festlichen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Häufig treffen sich die Gläubigen an den Abenden auch zum gemeinsamen Gebet oder rezitieren zu Hause Suren des Koran. Durch das Fasten soll deutlich werden, dass die Religion einen höheren Wert hat als das tägliche Leben. (KNA)