Forscher: IS-Propaganda appelliert an Heldentum und Männlichkeit

Islamistische Gewalttäter, die in Deutschland aufgewachsen sind, haben nach Einschätzung des Friedens- und Konfliktforschers Jochen Hippler oft gescheiterte Biografien.

Vielfach seien sie Kleinkriminelle, hätten schwache Familienbindungen und seien an Schlägereien beteiligt, bevor sie sich radikalisierten, sagte der Duisburger Politikwissenschaftler dem Frankfurter Monatsmagazin «welt-sichten» (August-Ausgabe). «Dann wenden sie sich einer Ideologie zu, die ihre Gewalt rechtfertigt, überhöht oder religiös auflädt», fügte Hippler hinzu.

Im Unterschied zum Terrornetzwerk Al Kaida, das Videos von alten Männern mit langen Bärten gezeigt habe, komme die Propaganda der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) wie Katastrophenfilme aus Hollywood daher. «Schnelle Schnitte, viel Explosionen und dann ein bisschen Religion darüber gegossen. Im Kern sind das Appelle an Männlichkeit, Stärke, Heldentum und Opferbereitschaft», sagte Hippler, der einer der Herausgeber des Friedensgutachtens 2017 ist. «Das spricht junge Männer an, die sich stark fühlen wollen.»

Die Radikalisierung könne recht schnell ablaufen: «In ein paar Monaten werden Leute, die vorher gekifft oder viel Alkohol getrunken haben, zu Salafisten, für die der Islam und die Sitten aus der Zeit des Propheten das Ideal sind.» Die Bekehrung sei oft nur oberflächlich und stütze sich auf das Selbstbild, dass sie eben keine Loser seien, sondern zur Avantgarde gehörten. (epd)