Saudi-Arabien wirft Iran militärische Aggression vor

Der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran verschärft sich weiter. Die iranischen Raketenlieferungen an die Huthi-Rebellen im Jemen kämen einem “kriegerischen Akt” gleich, sagte Kronprinz Mohammed bin Salman am Dienstag.

Zudem habe die Regierung des Libanon, an der die vom Iran unterstützte Hisbollah beteiligt ist, Saudi-Arabien faktisch den Krieg erklärt, sagte der Minister für die Golf-Region, Thamer al-Sabhan, am Montagabend. Saudi-Arabien und der Iran ringen in der Region um die Vorherrschaft und führen im Jemen, der an Saudi-Arabien grenzt, bereits einen Stellvertreterkrieg. Die Spannungen in der Region machen Anleger am Ölmarkt nervös.

Saudi-Arabien versteht sich als Schutzmacht der Sunniten, der Iran als die der Schiiten. Die Islamische Republik hat an Bedeutung gewonnen, seit das internationale Atomabkommen ihre Isolation aufgehoben hat. Die saudische Luftwaffe hatte am Samstag eine Rakete abgefangen, die in Richtung der Hauptstadt Riad abgefeuert worden war. Es handele sich dabei um eine iranische Rakete, die von der libanesischen Hisbollah-Miliz von Huthi-Territorium im Jemen abgefeuert worden sei, erklärte der saudische Außenminister am Montag. Der Iran wies jede Verantwortung zurück.

Als Reaktion auf den Raketenabschuss kündigte die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition gegen die Huthi-Rebellen die Schließung aller Häfen, Flughäfen und Zufahrtswege zum Jemen an. Die Vereinten Nationen rief die Koalition auf, einen Weg für Hilfslieferungen frei zu machen. Sie warnten vor einer Katastrophe für die Menschen. Sieben Millionen Menschen seien von Hunger bedroht und auf die Hilfslieferungen angewiesen. Der Konflikt hat bereits eine der weltweit größten Krisen für die Menschen ausgelöst, mehr als 10.000 kamen bislang ums Leben.

Seit 2015 kämpfen die schiitischen Huthi-Rebellen gegen die Truppen von Präsident Abd-Rabbu Mansur. Sie erhalten vom Iran Beistand. Saudi-Arabien wirft dem Iran vor, den Huthi militärisch zu helfen, was die Regierung in Teheran aber bestreitet. Saudi-Arabien bekämpft die Rebellen unter anderem durch den Einsatz der Luftwaffe und will der international anerkannten Regierung Hadis wieder zur Macht verhelfen.

Die Entwicklung wirkte sich auch auf den Ölmarkt aus. Zwar kostete der Rohstoff am Dienstag wieder etwas weniger. Doch am Morgen hatte er noch den höchsten Stand seit Juni 2015 erreicht. Eine Risikoprämie sei gerechtfertigt, sagten Analysten. Durch die Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien nähmen nicht nur die geopolitischen Risiken zu, erklärte Ölstratege Oliver Jakob vom Öl-Analysehaus Petromatrix. Es werde zugleich schwieriger, innerhalb der Opec Einigkeit zu schaffen. Sowohl der Iran als auch Saudi-Arabien gehören dem Kartell an, das noch bis März 2018 mit Ländern wie Russland eine Förderbremse in Kraft hat.

In den Fokus der Spannungen rückte am Wochenende der Libanon mit dem überraschend von Riad aus erklärten Rücktritt von Ministerpräsident Saad al-Hariri. Der Iran und die verbündeten Hisbollah hätten Zwietracht in der Region geschürt. Er fürchte um sein Leben, begründete er seinen Schritt. Die Hisbollah ihrerseits beschuldigte Saudi-Arabien, Hariri dazu gedrängt zu haben. Saudi-Arabien warf der Hisbollah Aggression vor und kündigte an, die libanesische Regierung als eine Führung zu behandeln, “die Saudi-Arabien den Krieg erklärt.”

Hariris Büro kündigte am Dienstag an, der Politiker werde nach einem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Riad zurückkehren. Eine hisbollah-freundliche Zeitung hatte zuvor berichtet, Hariri stünde in der saudischen Hauptstadt unter Hausarrest. Die Hisbollah ist sowohl eine militärische als auch eine politische Organisation. Im Libanon sitzt sie im Parlament und ist auch an der Regierung beteiligt. Das politische System Libanons ist eine fragile Balance zwischen den verschiedenen Religionsgruppen. (Reuters)