Entwicklungsminister Müller besucht Tunesien und EU-Flüchtlingscamps

Deutsche Betriebe sollen nach dem Willen von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in Tunesien mehr Ausbildungsplätze schaffen. Das sagte der Minister kurz vor seiner Abreise nach Tunis am Mittwoch in Berlin. Er werde bei seinem Besuch in dem nordafrikanischen Land neue Ausbildungsvereinbarungen mit deutschen Unternehmen und Verbänden aus der Textil-, Automobil- und Tourismusbranche schließen, kündigte er an.

Fast acht Jahre nach der Selbstverbrennung eines jungen tunesischen Obsthändlers, die zu Massenprotesten und letztlich zu Umstürzen in mehreren arabischen Ländern führte, ist die wirtschaftliche Lage in Tunesien nach wie vor sehr schwierig. Jeder dritte Tunesier ist jünger als 24 und die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 30 Prozent. Unternehmen aus Europa betrachten das Land überwiegend als «verlängerte Werkbank», wo Waren für den Export nach Europa günstig verarbeitet werden können und die Löhne entsprechend niedrig sind.

Neben Ghana und der Elfenbeinküste ist Tunesien Reformpartner des Ministeriums für Entwicklungszusammenarbeit. Deutschland will diese Länder mit privaten Investitionen und der Schaffung von Arbeitsplätzen besonders unterstützen, wenn diese im Gegenzug Demokratisierung, den Kampf gegen Korruption und Wirtschaftsreformen vorantreiben.

Am Ende seiner zweitägigen Reise will sich Müller am Freitag in Süditalien sowie auf der griechischen Insel Lesbos über die dortige Flüchtlingssituation informieren. Auf der Ägäisinsel befindet sich das völlig überfüllte Camp Moria: In dem für rund 3.000 Menschen ausgelegten Aufnahmezentrum sind mehr als dreimal so viele Asylbewerber untergebracht. Regelmäßig kommt es zu Ausschreitungen. (epd)