Saudische Prinzessin nach Gewalt gegen Handwerker verurteilt

Ein Handwerker in Paris wird geschlagen, beleidigt und muss die Füße der Tochter des saudischen Königs küssen. Der Fall landet vor Gericht. Nun gibt es ein Urteil. Es geht über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus.

Eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten und eine Geldstrafe von 10.000 Euro: So lautet das Urteil des französischen Gerichts gegen die saudische Prinzessin Hassa bint Salman. Sie sei der Komplizenschaft in einem Fall der Freiheitsberaubung und auch bei der "Gewalt mit einer Waffe" schuldig, urteilten die Richter in Paris.

Die Prinzessin ist die Schwester des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der in dem Königreich als der starke Mann gilt. Ihr Anwalt kündigte Rechtsmittel gegen den Schuldspruch an. Mit dem Urteil ging das Gericht über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus. Sie hatte sechs Monate Haft auf Bewährung und eine Geldstrafe von 5.000 Euro gefordert. 

Auslöser des Vorfalls war nach Angaben des klagenden Handwerkers ein eigentlich harmloses Handyfoto: Aschraf Eid gab an, im September 2016 zu Klempner-Arbeiten in die luxuriöse Wohnung der Prinzessin im vornehmen Pariser Westen bestellt worden zu sein. Nach eigenen Angaben machte er ein Foto von dem Raum, in dem er arbeiten sollte.

Die 42-jährige Prinzessin, die in diesem Moment das Bad betrat, dachte jedoch, er habe ein Foto ihres Spiegelbildes gemacht, um es an die Presse zu verkaufen. Sie wies ihren Leibwächter an, ihn zu schlagen. "Dieser Hund muss getötet werden, er verdient es nicht zu leben", soll Hassa bint Salman gesagt haben. Außerdem habe er sich mit gefesselten Händen niederknien und die Füße der Prinzessin müssen. Erst nach Stunden habe er die Wohnung wieder verlassen dürfen, gab der Handwerker zu Protokoll.

Leibwächter Raina Said stellte den Vorfall vor Gericht anders dar. "Ich habe die Prinzessin um Hilfe rufen gehört", sagte er. Daraufhin habe er den Raum betreten und gesehen, wie sich die Prinzessin und Eid um das Handy des Handwerkers gestritten hätten. "Ich habe ihn gepackt und unter Kontrolle gebracht." Der Leibwächter wurde zu acht Monaten Haft auf Bewährung und 5.000 Euro Geldstrafe verurteilt.

Die Schwester des mächtigen saudischen Thronfolgers wird wegen des Vorfalls seit Dezember 2017 mit französischem Haftbefehl gesucht, zum Prozess erschien sie nicht. 

Die Staatsanwältin äußerte bei einem Gerichtstermin im Juli ein Stück weit Verständnis für die Wut der Prinzessin: "Niemand hat sie fotografiert, seit sie acht Jahre alt war." Bei dem Handwerker hätte es sich auch um einen "Feind des Landes" handeln können, etwa ein Mitglied der Terrormiliz "Islamischer Staat".

Es ist nicht das erste Mal, dass die Königsfamilie aus Riad Ärger mit der französischen Justiz hat: Eine andere saudische Prinzessin residierte 2012 mit einer rund 60-köpfigen Entourage monatelang im Pariser Luxushotel Shangri-La - und blieb am Schluss fast sechs Millionen Euro schuldig. Die Pariser Justiz ordnete später die Beschlagnahme ihrer Güter in Frankreich an. (AFP/Reuters/AP)