Amnesty International: Über 200 Tote bei Unruhen im Iran

Bei den schweren Unruhen im Iran im vergangenen Monat sind nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) 208 Menschen ums Leben gekommen. Im Iran waren Mitte November landesweite Proteste gegen eine Erhöhung der Benzinpreise und die Rationierung von Kraftstoff ausgebrochen, gegen die iranische Sicherheitskräfte gewaltsam vorgingen.

Nach offiziell unbestätigten Angaben gab es zudem mehr als 1.000 Festnahmen - unter ihnen 180 «Rädelsführer», denen die Todesstrafe droht. Mit einer zeitweisen Internetblockade sorgte Teheran dafür, dass kaum Informationen, Bilder und Videos der Proteste verbreitet werden konnten.

«Diese alarmierende Zahl von Toten ist weiterer Beweis für einen schrecklichen Amoklauf der iranischen Sicherheitskräfte», heißt es in dem am Montagabend veröffentlichten AI-Bericht. Die iranischen Behörden zeigten mit dieser Opferzahl ihre «schamlose Missachtung menschlichen Lebens», wurde Amnestys Regionaldirektor Philip Luther zitiert.

Der Amnesty-Vertreter forderte, die Verantwortlichen für dieses «blutige Vorgehen» gegen Demonstranten zur Verantwortung zu bringen. Dazu wurde die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung aufgerufen, da der Iran schon früher keine Bereitschaft zu unabhängigen und unparteiischen Untersuchungen von Gewalt gegen Demonstranten gezeigt habe.

Unterdessen hat Irans Präsident Hassan Rohani die Freilassung von unschuldig inhaftierten Demonstranten gefordert. «Unter all diesen Leute, die festgenommen wurden, sind natürlich einige unschuldig und sollten freigelassen werden», sagte Rohani am Mittwoch in einer Ansprache im Staatsfernsehen. Einige hätten Vergehen wie das Anzünden von Reifen begangen, für die sie nicht in Haft gehalten werden sollten.

«Was sie getan haben, war nicht richtig. Doch wir sollten nicht streng sein mit solchen Leuten», sagte er. Wer Waffen eingesetzt oder schwere Verbrechen begangen habe, sollte aber «gemäß dem Gesetz behandelt werden». Darunter seien auch solche, die «in organisierter Weise» zu den Protesten gekommen seien, sagte der Präsident. Ihre Geständnisse würden später veröffentlicht und zeigen, dass sie die Proteste mehr als zwei Jahre geplant hätten.

«Ihre Herren im Ausland sagten ihnen, nun ist die Zeit», sagte Rohani. Die iranische Führung macht seit Wochen Feinde im Ausland wie die USA, Israel und Saudi-Arabien für die landesweiten Demonstrationen verantwortlich, die den Iran Mitte November erschüttert hatten. Die teils gewaltsamen Proteste hatten sich an der drastischen Erhöhung des Benzinpreises entzündet und waren erst unter massivem Einsatz von Gewalt niedergeschlagen worden. (dpa/AFP)