Erneute Massenproteste gegen Einbürgerungsrecht in Indien

Die heftigen Proteste in Indien gegen das neue Einbürgerungsrecht reißen nicht ab. In Lucknow, der Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaats Uttar Pradesh, ging die Polizei am Freitag mit Tränengas und Schlagstöcken gegen einige hundert Demonstranten vor, wie ein AFP-Reporter berichtete. In Delhi demonstrierten rund 5.000 Menschen vor Indiens größter Moschee Dschama Masdschid trotz eines Versammlungsverbots.

Aus Angst vor Ausschreitungen nach den Freitagsgebeten wurden im Umfeld vieler Moscheen die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. In weiten Teilen des Landes galt ein Versammlungsverbot und das mobile Internet wurde blockiert.

Am Donnerstag waren bei Massenprotesten drei Menschen erschossen worden. Insgesamt sind damit seit dem Ausbruch der Unruhen vor über einer Woche neun Menschen bei den Protesten ums Leben gekommen. Zehntausende gingen im ganzen Land gegen das umstrittene Einbürgerungsrecht auf die Straße.

In der südindischen Stadt Mangaluru eröffneten Sicherheitskräfte das Feuer auf rund 200 Demonstranten, weil diese nach Behördenangaben auch nach dem Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas weitermarschiert waren. Zwei Menschen starben dabei, vier weitere wurden mit Schusswunden ins Krankenhaus eingeliefert.

Aus einem Krankenhaus in Lucknow verlautete, ein Mann, der bei Protesten eine Schussverletzung erlitten habe, sei kurz nach seiner Einlieferung gestorben. Die örtliche Polizei bestätigte die Angabe nicht. Die Zeitung "Times of India" zitierte aber den Vater des Opfers, der angab, sein Sohn sei beim Einkaufen in eine Demonstrantenmenge geraten und erschossen worden.

Indien hat eine mehrheitlich hinduistische Bevölkerung von insgesamt 1,3 Milliarden Menschen, von denen rund 200 Millionen Muslime sind. Auslöser der Proteste ist ein vergangene Woche vom Oberhaus verabschiedetes Staatsbürgerschaftsgesetz. Es sieht für nicht-muslimische Einwanderer aus Indiens Nachbarstaaten Bangladesch, Pakistan und Afghanistan Vereinfachungen bei der Einbürgerung vor.

Gegner des Gesetzes sehen dadurch die Neutralität des Staates in Glaubensfragen verletzt. Regierungschef Modi aber rechtfertigte die Änderung, Muslime in Bangladesch, Pakistan und Afghanistan bedürften keines Schutzes. (AFP)