Ramadan: Leere Moscheen - leere Kassen - Muslime fordern Finanzhilfen wegen Corona-Krise

An diesem Freitag hat der Fastenmonat Ramadan begonnen: Wegen der Corona-Pandemie bleiben die Moscheen wie die christlichen Kirchen weiter geschlossen. Das bringt die Muslime auch in finanzielle Not. Erste Rufe nach staatlicher Hilfe werden laut.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat Finanzhilfen des Staates für während der Corona-Krise in Not geratene Moscheen gefordert. «Viele Moscheen stehen vor dem Bankrott, weil sie von der Kollekte zum Freitagsgebet gelebt haben», sagte er dem Hamburger Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» (online, Mittwoch). «Sie können bald ihre Mieten, die Kreditraten der Immobilien oder ihr Personal nicht mehr bezahlen». Wegen des coronabedingten eingeschränkten Ramadans würde sich die Lage noch verschärfen. Der Fastenmonat beginnt am Freitag (24. April) und endet am 23. Mai.

30 bis fast 50 Prozent dieser Einnahmen würden jährlich besonders in der Ramadan-Zeit generiert, fügte Mazyek hinzu: «Diese Spenden fallen fast komplett weg.» Die Gemeinden hätten sich besonders verantwortungsvoll während der Krise gezeigt. «Deshalb muss auch staatlicherseits eine Kompensation in Form eines Ausgleichs der durch die Schließung verursachten Einnahmeverluste erfolgen», sagte Mazyek.

Er begrüßte, dass einige Bundesländer bereits entsprechende Programme aufgelegt hätten. «Andere Länder sollten nachziehen. Geschieht das nicht, werden nicht wenige Moscheen nach der Coronakrise nicht mehr existieren», sagte der Zentralratsvorsitzende.

Der Koordinierungsrat der Muslime (KRM) will trotz des beginnenden Ramadan die Moscheen mindestens bis Ende April geschlossen halten. Nach dem Spitzentreffen von Bund und Ländern am 30. April solle es eine Neubewertung geben. «Ob und in welchem Umfang es danach Gottesdienste gibt, ist aus heutiger Zeit nicht abzuschätzen», erklärte der Rat nach einem Bericht des «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Mittwoch) in einem Beschluss.

Dem KRM gehören die vier größten islamischen Organisationen in Deutschland an. «Wir stellen bei allen Sehnsüchten nach Gottesdiensten im Ramadan den Schutz und die Gesundheit jedes Einzelnen ins Zentrum der Abwägung», heißt es den Angaben zufolge in dem Beschluss weiter.

Unterdessen stimmte der Zentralrat der Muslime in Deutschland die Gläubigen auf einen schwierigen Fastenmonat ein: «In diesem Ramadan wird vieles anders sein», erklärte Mazyek in einer Grußbotschaft am Mittwoch in Köln: «So sehr uns jeder Tag ohne den Gang zur Moschee schmerzt, ist jeder dieser Tage gleichsam ein gewonnener Tag im Kampf gegen die Ausbreitung der durch das Coronavirus verursachten lebensbedrohlichen Krankheit.» In dieser Zeit würden die Wohnungen «zu den Orten der Anbetung, zu Orten des Lernens und zu den Orten der Begegnung mit Allah».

Seit 2008 begehen in Deutschland alle großen islamischen Religionsgemeinschaften den Ramadan und das Ramadanfest zum selben Zeitpunkt. Hierbei folgten die KRM vertretenen Religionsgemeinschaften der von der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) bereits im Jahre 1978 erarbeiteten Grundlage, dass der neue Monat nach der Geburt des Neumonds mit der berechneten möglichen frühesten Sichtung an jedem Ort der Welt beginnt. (epd)