Deutsche Islam Konferenz: Deutsche Imame sollen Radikalisierung verhindern

Die jüngste Serie islamistischer Attentate in Europa behindert nach Ansicht von Bundesinnenminister Horst Seehofer nicht die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen und muslimischen Vereinigungen in Deutschland. Bereits begonnene Projekte würden fortgesetzt, und „wir lassen uns durch Terrorismus und Extremismus nicht aus der Bahn bringen“, betonte der CSU-Politiker am Dienstag in Berlin vor Beginn einer Sitzung der Deutschen Islam Konferenz (DIK).



Auch der von seinem Ministerium geförderte neue Lehrgang für deutschsprachige Imame in Osnabrück sei ein Beitrag zur Verhinderung von Radikalisierung und damit „gut angelegtes Geld für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Lande“, unterstrich Seehofer.

Ähnlich äußerte sich der für die Islamkonferenz zuständige Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Markus Kerber. Die Verankerung der Imam-Ausbildung in Deutschland durch in Deutschland lebende Muslime in deutscher Sprache sei die hierzulande verfolgte Gegenstrategie, „um genau das zu unterbinden, was wir in ganz Europa seit vielen Jahren beobachten, nämlich eine ungute Einflussnahme durch das Ausland“, sagte Kerber am Dienstag im WDR5-„Morgenecho“ vor dem Beginn der Islamkonferenz.

Kerber betonte, dass von den heute in Deutschland tätigen Moscheevorbetern keine Radikalisierung ausgehe und dass die überwiegende Mehrheit der muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern nichts mit islamistischen Extremismen gemein habe. Aber Radikalisierungsprozesse seien extrem schwierige psychologische Vorgänge. Radikalisierung finde häufig etwa im Internet statt. „Und nicht jeder Attentäter war vorher ein eifriger Moscheegänger“, betonte er.

Entscheidend sei, dass die dort ausgebildeten Geistlichen anschließend auch tatsächlich in den Moscheegemeinden als Prediger eingesetzt würden, sagte der CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries der Deutschen Presse-Agentur. Denn es sei «fundamental wichtig», dass die islamische Religionsgemeinschaft hierzulande organisatorisch, finanziell und personell nicht von ausländischen Regierungen abhängig seien.

Die Deutsche Islam Konferenz beschäftigt sich in diesem Jahr mit der Frage, wer in deutschen Moscheen in welcher Sprache predigen soll. Aufgrund der Corona-Pandemie findet das Treffen als Videokonferenz statt.

Ab April 2021 sollen in Osnabrück jährlich 20 bis 30 muslimische Geistliche, Seelsorger und Gemeindebetreuer für den praktischen Dienst in Moscheegemeinden in ganz Deutschland ausgebildet werden. Voraussetzung ist ein Bachelor-Abschluss in islamischer Theologie. (dpa/epd)