Alternativer Nobelpreis geht nach Iran, USA und Belarus

Stockholm/Minsk. Die inhaftierte iranische Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh und der Demokratie-Aktivist Ales Bialiatski mit dem Menschenrechtszentrum "Wiasna" aus Belarus erhalten am Donnerstag (3. Dezember) den "Alternativen Nobelpreis" 2020. Zudem wurden der US-Bürgerrechtsanwalt Bryan Stevenson und die Aktivistin für Indigenenrechte und Umweltschutz Lottie Cunningham Wren aus Nicaragua ausgewählt.

Der 1980 ins Leben gerufene Right Livelihood Award unterstützt Menschen, die sich, teils unter Gefahr für Leib und Leben, für eine friedliche, gerechte und nachhaltige Welt für alle einsetzen. Durch die Ehrung und den Aufbau von weltweiten Netzwerken wolle der Preis dringliche und langfristige gesellschaftliche Veränderungsprozesse fördern.

Die vier von einer internationalen Jury ausgewählten Preisträger erhalten jeweils ein Preisgeld von umgerechnet rund 95.000 Euro. Die Verleihung findet nicht wie sonst in Stockholm statt, sondern wegen der Corona-Pandemie virtuell.

Die inhaftierte Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh erhielt die Auszeichnung laut Jury "für ihr furchtloses Engagement zur Förderung politischer Freiheiten und der Menschenrechte im Iran, unter hohem persönlichem Risiko". Den Bürgerrechtsanwalt Stevenson ehrte die Jury für sein Bestreben, die Strafjustiz in den USA zu reformieren und "Menschen zu versöhnen, im Angesicht des historischen Traumas von Rassismus".

Die Nicaraguanerin Cunningham Wren schütze "unermüdlich indigenes Land und indigene Gemeinschaften vor Ausbeutung und Plünderung", wie es hieß. Bialiatski und sein Menschenrechtszentrum "Wiasna" kämpften "entschlossen für die Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechten in Belarus".

Der Direktor der Right Livelihood Foundation, Ole von Uexküll, sagte, die diesjährige Auswahl der Preisträger werfe "ein Schlaglicht auf die weltweite Bedrohung der Demokratie". Sie alle leisteten Widerstand "gegen ungerechte Rechtssysteme und diktatorische politische Regime". Sie stärkten die Menschenrechte, "fördern Zivilgesellschaften und prangern institutionelles Fehlverhalten an".

Gestiftet wurde der "Alternative Nobelpreis" ursprünglich von dem Journalisten und Philatelisten Carl Wolmar Jakob von Uexküll (76), einem ehemaligen Mitglied des EU-Parlaments. Zuvor hatte er sich bemüht, einen Nobelpreis für Ökologie und Entwicklung zu finanzieren; dies lehnte der Vorstand der Nobelstiftung jedoch ab. Das Büro der Right Livelihood Foundation hat seinen Hauptsitz in Stockholm. (KNA)