Forderung nach mehr Lehrer-Fortbildung im Umgang mit Extremismus

Bonn. Angesichts von Drohungen gegen Lehrer und der Debatte über den Umgang von Lehrkräften mit Extremismus an Schulen sollten nach Experteneinschätzung auch außenstehende Berater hinzugezogen werden. "Jede einzelne Schule muss den Aufbau multiprofessioneller Teams aus Lehrkräften, Schulsozialarbeiterinnen und Schulpsychologen vorantreiben sowie die Dienste außerschulischer Partner in Anspruch nehmen", schreibt Karim Fereidooni, Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum, in einem Gastbeitrag für die "Zeit" (Donnerstag).



Wünschenswert sei zudem, dass Lehrer verpflichtet würden, sich weiterzubilden. Entsprechende Fortbildungsbudgets der Schulen müssten daher vom Bund oder von den Ländern aufgestockt werden. "Lehrerinnen und Lehrer dürfen nicht mit Demokratiefeindlichkeit (sei es Islamismus, Antisemitismus oder Rassismus) allein gelassen werden", mahnt Fereidooni. "Demokratische Wertevermittlung ist eine zentrale Querschnittsaufgabe aller Lehrerinnen, ungeachtet ihrer Unterrichtsfächer." Lehrkräfte müssten demokratiefeindliche und menschenverachtende Positionen ablehnen, egal von welchen Schülern sie geäußert würden.



Wenn Probleme im Schulalltag auftauchten, sollte versucht werden, sie zunächst mit pädagogischen Mitteln zu thematisieren und zu lösen, rät Fereidooni. Denkbar seien Gespräche mit Schülern und Eltern sowie "außerschulischen Partnern", die sich mit Extremismusprävention beschäftigen. Wenn allerdings eine Gefahr für Lehrer bestehe, müsse die Polizei eingeschaltet werden.



Fereidooni forderte auch wissenschaftliche Studien, "die sich mit der Frage beschäftigen, warum und wie sich Kinder und Jugendliche (in jedwede Richtung) radikalisieren". Diese Studien seien notwendig, da empirische Befunde Basis von "praxisrelevanten Handlungsempfehlungen" seien. (KNA)