Bericht: Moderate Topkandidaten für Irans Präsidentenwahl aussortiert

Teheran. Die beiden moderaten Spitzenkandidaten für die im Juni angesetzte Präsidentenwahl im Iran sind einem Bericht zufolge nicht zugelassen worden. Wie die gut informierte Nachrichtenagentur Fars meldete, sortierte das Wahlgremium den ehemaligen Parlamentspräsidenten Ali Laridschani und den derzeitigen Vizepräsidenten Eshagh Dschahangiri aus. Auch die Kandidatur von Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad soll laut Fars abgelehnt worden sein. Die Wahl soll am 18. Juni stattfinden.



Eine Bestätigung seitens des Wahlgremiums - auch Wächterrat genannt - lag in der Nacht zum Dienstag noch nicht vor. Der Rat soll das Innenministerium erst am Dienstagvormittag über die finale Liste der zugelassenen Kandidaten informieren. Fars berichtete jedoch, zuverlässige Quellen für seine Informationen zu haben. Der Wächterrat mit seinen zwölf erzkonservativen Mitgliedern ist laut Verfassung für die ideologische Qualifikation und Loyalität der Präsidentschaftskandidaten zuständig. Der Rat wird seit Jahren als undemokratisches Gremium kritisiert.



Laridschani und Dschahangiri waren die beiden Topkandidaten des moderaten Flügels. Sie sollten - auch als Team - die moderate Politik von Präsident Hassan Ruhani weiterführen. Ihre eventuelle Ablehnung könnte im Land nicht nur zu heftigen Protesten, sondern eventuell auch zu einem Wahlboykott der Bürger führen. Genau dies aber wollte das Establishment unbedingt vermeiden, weil eine niedrige Wahlbeteiligung auch als Misstrauensvotum gegen das gesamte System ausgelegt werden könnte. Ruhani selbst darf nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. 

In dem Fall wäre dann auch der Weg frei für einen klaren Wahlsieg des 60-jährigen Ebrahim Raeissi. Für die Hardliner ist er der Top-, für das Establishment der Wunschkandidat. Der erzkonservative und regimetreue Kleriker wird zwar von Beobachtern nicht als Hardliner eingestuft, würde aber ihrer Einschätzung nach außen- und auch atompolitisch nicht den moderaten Kurs Ruhanis fortführen. (dpa)