Tote bei schweren Kämpfen in Libyens Hauptstadt Tripolis

* Regierung in Tripolis: Zwölf Tote und Dutzende Verletzte

* Schwerste Kämpfe seit zwei Jahren - Furcht vor neuer Gewalt



* Politisches Patt zwischen zwei rivalisierenden Regierungen



Tripolis. In Libyens Hauptstadt Tripolis ist der Konflikt zwischen zwei rivalisierenden politischen Gruppen in die schwersten Kämpfen seit zwei Jahren umgeschlagen. Laut dem Gesundheitsministerium wurden dabei am Samstag zwölf Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. In Libyen ringen der in Tripolis residierende Ministerpräsident Abdulhamid

al-Dbeibah und der vom Parlament zum Regierungschef ernannte Fathi Baschagha um die Macht
.

Einem Augenzeugen zufolge rollte auf Tripolis ein Konvoi von 300 Fahrzeugen zu, der Anhängern des im Osten ansässigen Baschagha zugerechnet wurde. Der Gewaltausbruch nährt Befürchtungen, dass das ölreiche nordafrikanische Land nach einer Zeit relativer Ruhe wieder in einen Bürgerkrieg abgleiten könnte.



Augenzeugen zufolge wurde in Tripolis stundenlang geschossen, immer wieder kam es zu Explosionen. Rauchsäulen waren über der Stadt zu sehen. Laut der Regierung in der Hauptstadt wurden mehrere Krankenhäuser getroffen. Vertreter der Vereinten Nationen (UN) in Libyen forderten ein sofortiges Ende der Kämpfe und zeigten sich beunruhigt über Angriffe in Gebieten, in denen sich Zivilisten aufhalten. Ob es sich bei den Todesopfern um Kämpfer oder Zivilisten handelte, wurde zunächst nicht bekannt. Auslöser der Kämpfe war laut Beobachtern, dass eine der im Land um Einfluss ringenden Fraktionen einen Stützpunkt einer rivalisierenden Gruppe angriff.



In den vergangenen Monaten war in Libyen bereits die Furcht vor einem Wiederaufflammen des 2020 mit einem Waffenstillstand gestoppten Bürgerkriegs gewachsen. Eigentlich waren als Teil des von den UN beaufsichtigten Friedensprozesses für vergangenen Dezember Wahlen vorgesehen. Allerdings zerstritten sich die rivalisierenden Fraktionen über die Wahlregeln, bislang ist es zu keiner Abstimmung gekommen.



Als das Parlament Ministerpräsident Dbeibah absetzte und Anfang des Jahres Baschagha zum Nachfolger ernannte, kam es zu einem Stillstand der Friedensbemühungen. Dbeibah hatte erklärt, er werde seinen Posten nicht räumen. Im Mai war Baschagha mit seinen Kräften in die Hauptstadt vorgedrungen und hatte vergeblich versucht, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Nach Kämpfen verließ er Tripolis wieder. (Reuters)