Saudischer Außenminister erstmals wieder im Iran

Teheran und Riad setzen ihren Annäherungskurs fort. Saudi-Arabiens Außenminister hofft bei einem Besuch in Teheran auch auf positive Auswirkungen der Normalisierung für die Welt. Ein bestimmter Nutznießer der Neuordnung dürften dem Westen missfallen.



Teheran. Es ist der erste hochrangige Besuch aus Saudi-Arabien im Iran seit vielen Jahren: Außenminister Faisal bin Farhan hat Irans Präsidenten Ebrahim Raisi in Teheran getroffen. Dabei ging es nach Angaben aus Riad um den Ausbau der bilateralen Beziehungen «in verschiedenen Bereichen». Seinem iranischen Amtskollegen Hussein Amirabdollahian sagte Prinz Faisal bei dem Besuch, Riad wolle im Zuge der Wiederannäherung beider Staaten bald seine Botschaft im Iran wieder eröffnen. Anfang des Monats hatte bereits der Iran seine diplomatische Vertretung in Riad wieder eröffnet.



Der Besuch ist der nächste Schritt in der vorsichtigen Annäherung der eigentlichen regionalen Rivalen, die vergangenes Jahr begann. Faisal bin Farhan sagte am Samstag, die Beziehungen beider Länder basierten «auf uneingeschränktem Respekt, Souveränität und Nichteinmischung in innere Angelegenheiten».



Nach einem Angriff von Demonstranten auf die saudische Botschaft in Teheran hatte Riad 2016 die diplomatischen Kontakte abgebrochen. Ihre Rivalität trugen das sunnitische Königreich sowie der mehrheitlich schiitische Iran auch bei militärischen Konflikten in der Region aus.



Riad und Teheran unterstützen etwa im Jemen-Krieg unterschiedliche Seiten. Nach der Normalisierung ihrer Beziehungen wurde die Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe im Bürgerkriegsland laut. Drei Monate später ist eine Lösung des Konflikts aber weiter nicht in Sicht.



Die Saudis hätten das Ringen mit dem Iran um die politische Macht in der Region verloren, kommentiert das US-amerikanische Magazin «Foreign Policy» die Entwicklung. «Die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen mit dem Iran ist nur ein Deckmantel für diesen Rückschlag.»



Im Jemen, im Libanon und in Syrien hätten die Iraner ihren Einfluss weiter ausgebaut. Dass Irans Verbündeter Syrien wieder in die Arabische Liga aufgenommen wurde, sei der «vielleicht spektakulärste Ausdruck» von Teherans Erfolg. Andere Experten sehen in der Annäherung hingegen einen pragmatischen Schritt der saudischen Führung, die sich auf den Ausbau ihrer Wirtschaft konzentrieren und die Bedrohung durch den Iran sowie kostspielige Konflikte in der Region vermeiden wolle. Beim Treffen sei es auch um wirtschaftliche Zusammenarbeit gegangen, teilte Faisal bin Farhan mit. Ähnlich äußerte sich auch Irans Außenminister.



Manche Beobachter sehen noch einen weiteren Nutznießer: Russland. Moskau könne nun mit beiden Staaten die Beziehungen vertiefen, ohne Widerstand von der anderen Seite fürchten zu müssen, schreibt etwa das in Großbritannien ansässige Online-Medium «amwaj.media». Auch die Rehabilitierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in der arabischen Welt spiele Russland in die Hände. Sie könne dazu führen, dass sich die Lage in Syrien stabilisiere und so russische Ressourcen für den Kampf in der Ukraine freigesetzt würden. (dpa)