Ein 1805-Tage-Alptraum: Unschuldig in Haft in Ägypten

Für den Leser ist es ein gruseliges Abenteuer. Für den Autoren war es die Hölle: Unschuldig in Haft in einem ägyptischen Gefängnis – oft ohne Essen, ohne Medikamente, dafür mit Ratten und einem Heer an Ungeziefer. Von Matthias Röder

Es ist ein Überlebensbuch der besonderen Art: In «Al Qanater - Fünf Jahre im Gefängnis von Kairo» schildert der 36-jährige Hannes Führinger einen Alptraum. «Die Zellen waren überfüllt und mit Fäkalien verdreckt, und voller Ungeziefer, Ratten und wilder Katzen. Das Essen bestand aus einem Eimer brauner Brühe, in dem sich Steine und Zigarettenstummel befanden.»

Fast immer von Tod, Hunger, Krankheit, Verzweiflung, Justizwillkür bedroht hat der Österreicher 1805 Tage nicht nur überlebt, sondern aus der Haft heraus das Buch geschrieben, das damit nur wenige Tage nach seiner Entlassung bereits vorliegt. Dem ausgebildeten Sanitäter und Soldaten war es gelungen, aus zwei alten Spielekonsolen und einem ins Gefängnis geschmuggelten Mini-Wlan-Spot ein internetfähiges Etwas zu bauen. So hat er dann seine Notizen zunächst an die Frau, dann an den Verlag «edition a» gesendet.

Wäre es nicht wahr, wäre das Buch eine einfach geschriebene, wunderbar kurzweilige Abenteuerlektüre. Ein Ex-Soldat, der sich als Sicherheits-Experte auf den Schutz von Schiffen vor Piratenüberfallen spezialisiert hat, wird trotz eines ordnungsgemäß deklarierten Waffenkoffers nach der Landung in Kairo ins Gefängnis geworfen. Nach zwei Jahren Untersuchungshaft wird Führinger wegen Waffenschmuggels zu sieben Jahren erschwerter Haft verurteilt. Unterstützung seitens des österreichischen Außenministeriums wird ihm nach eigenen Worten anfangs kaum zuteil.

Mit Hilfe von Lebensmittellieferungen seiner Familie, dank Unterstützung von Mitgefangenen, durch aus Österreich versandte «Armee-Notrationen» kann der einst so durchtrainierte Nahkampfspezialist auch Krankheiten wie Lungenentzündungen überstehen. «Ich habe Muskelkater, wenn ich mehr als zehn Meter laufe», sagte Führinger nach seiner Rückkehr. In Haft wurde er manchmal mit 150 Menschen in einen fensterlosen, nur 50 Quadratmeter kleinen Raum gequetscht.

Vor einem Jahr schließlich engagierte sich der neue österreichische Botschafter. Ein Berufungsgericht hob das Urteil auf und erkannte Führinger als unschuldig. Zurück in Österreich hat der ziemlich blasse 36-Jährige zunächst eine Reihe von Arztterminen. (dpa)