Ägypten:«Mada»-Chefredakteurin will weiter für freie Presse kämpfen

Kairo. Die Chefredakteurin der Nachrichtenseite «Mada Masr» in Ägypten, Lina Attalah, will in dem Land trotz Presse-Zensur weiter für unabhängigen Journalismus kämpfen. «Wir müssen uns auf unser Recht konzentrieren, zu existieren und uns zu organisieren», sagte Attalah am Mittwochabend in Kairo. Dort wurde ihr in der deutschen Botschaft der deutsch-französische Menschenrechtspreis verliehen.



Am wichtigsten sei «das Recht unserer Leser, den Journalismus zu bekommen, der sie respektiert, und ihr Recht auf freie Information», sagte Attalah. Wegen heiserer Stimme ließ sie die Rede von Kollegen vortragen.



Die Pressefreiheit ist in Ägypten stark eingeschränkt. In der Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen belegt das nordafrikanische Land aktuell Platz 168 von 180. «Mada Masr», gegründet 2013 von Attalah zusammen mit Gleichgesinnten, gilt im Land als letzte Bastion für unabhängigen Journalismus. Seit 2017 wird die arabisch-englische Online-Zeitung blockiert.



Attalah leiste einen «bedeutenden Beitrag zum Schutz der Medienfreiheit und der freien Meinungsäußerung», teilte das Auswärtige Amt im Dezember zur Auszeichnung mit. Diese erhielten auch 14 weitere Preisträger für ihren Einsatz bei den Menschenrechten unter anderem aus dem Iran, Brasilien und Belarus. Attalah ist auch Ehrenmitglied des deutschen PEN-Zentrums.



Ägyptische Sicherheitskräfte in Zivil hatten die Kairoer Redaktion von «Mada Masr» 2019 durchsucht und während der Razzia stundenlang Mitarbeiter festgehalten. Attalah wurde vorübergehend festgenommen, 2020 erneut. Nach einem kritischen Bericht über die regierungstreue Partei Mostakbal Watan wurde sie vergangenes Jahr mit Kolleginnen bei Gericht vorgeladen und unter anderem wegen der Verbreitung von Falschnachrichten beschuldigt. Attalah ist derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß. (dpa)