In eigener Sache: Ägypten sperrt Qantara.de

Ohne vorherige Ankündigung haben die Behörden in Ägypten den Zugang zu dem Informationsportal der Deutschen Welle gesperrt. "Qantara.de" ist nicht das erste Opfer dieser Vorgehensweise.

Die Maßnahme der Regierung sei "offensichtlich Teil einer fortgesetzten Kampagne gegen die Presse- und Meinungsfreiheit", erklärte DW-Sprecher Christoph Jumpelt. Er forderte die ägyptischen Behörden auf, "Qantara.de" in allen drei Sprachen unverzüglich wieder freizuschalten.

"Qantara.de" ist ein Online-Magazin im Zeichen des Dialogs mit der Islamischen Welt - auf Deutsch, Englisch und Arabisch. "Qantara" ist das arabische Wort für Brücke. Die Redaktion greift politische, kulturelle und gesellschaftliche Fragen auf und arbeitet mit einem Netzwerk von Autoren zusammen.

Die DW erfuhr auf telefonische Anfrage von Osama Heikal, dem Vorsitzenden des Medienausschusses des ägyptischen Parlamentes, dass die ägyptische Regierung seit rund zwei Monaten bemüht sei, alle Internetportale in Ägypten zu registrieren und zu verifizieren.

Mehr als 130 Internetseiten gesperrt

Schon bis Ende Mai hatte Ägypten etliche Internetseiten gesperrt. Dazu gehören die Auftritte des von Katar finanzierten Nachrichtenkanals Al-Jazeera, die arabischen Version der Huffington Post sowie die unabhängige Seite Mada Masr, die ihren Sitz in Kairo hat. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Seiten enthielten Material, das Terrorismus und Extremismus unterstütze sowie Lügen verbreite. Nach Angaben der ägyptischen Vereinigung für Meinungs- und Redefreiheit betrifft das mittlerweile mehr als 130 Seiten.

"Zunehmend hysterisches Vorgehen"

Der bekannte Menschenrechtler und Direktor des "Arabic Network for Human Rights Information", Gamal Eid, kommentierte die Sperrung von "Qantara.de" so: "Das Vorgehen der ägyptischen Sicherheitsbehörden gegen kritische Medien wird zunehmend hysterisch."

Schon 2015 war die DW ins Visier der ägyptischen Behörden geraten. Damals übte die Regierung Druck auf den Sender ONTV aus und zwang diesen, die gemeinsam mit der DW produzierte gesellschaftskritische Sendung "Women at a Turning Point" abzusetzen, die von der ägyptischen Journalistin Reem Maged moderiert wurde. fab/cw (dw, dpa)