Peter Blomen, 13. September 2011

zu Der Advokat poetischer Achtsamkeit von Stefan Weidner

Seine Gedichte sind von strahlender Schönheit, aus ihnen spricht die Luzidität dessen, dem sich die Liebe zum Leben in allen Sprachen, Nuancen und Verschiedenheiten des Ausdrucks in der Form vollendeter Lyrik widerspiegelt: das Leben des Menschen als Suche nach Sinn, nach Schönheit und Vollendung, die sich erst in der Sprache – sowohl der oralen Traditionen als auch in ihren literarischen Manifestationen – zu kristallinen Architexturen zu entwickeln vermag. Fuad Rifkas Tal der Rituale ist die sensibelste Annäherung an den Geist Hölderlins und Rilkes, seine Kenntnisse über das Werk Nietzsches und Heideggers sind die Voraussetzungen für seine kongenialen Übertragungen dieser Dichter in die arabischen Idiome – Was immer Rifka geschrieben oder gedacht hat: Rifkas Dichtungen sind innerhalb einer humanistisch-mystischen Tradition zu verorten, die von der materiellen Armut des Menschen ausgeht, die hingegen durch das Geschenk des Geistes Geist nobilitiert wird, einer Armut, die die Voraussetzung für die Erkenntnis ist, dass wir nur aufgrund dieser unvollendet bleibenden Sehnsucht nach einer geistigen, spirituellen Heimat streben, in der wir uns vorübergehend aufhalten, wenn wir die Sprach- und Denkräume der Dichter betreten, die diese Sehnsucht annähernd stillen, jedoch nie zu erfüllen vermögen: Es bleibt ein Rest an Unerfülltem, an Ruhelosigkeit, an Heimatlosigkeit, aus der sich – bis zu unserem letzten Atemzug – die Träume nach einer anderen, gerechteren, menschlicheren, würdevolleren Welt speisen werden.
Ich trauere um den verstorbenen Dichter und Brückenbauer zwischen den Kulturen – Fuad Rifka -, weil er seinen Leser/innen vermittelt hat, dass die Gemeinsamkeit zwischen den Kulturen und Religionen größer ist als deren Verschiedenheit.