
Nachruf auf Ebrahim YazdiArchitekt und kritischer Geist der Islamischen Revolution
Ein Intellektueller mit ruhigem Temperament und scharfem Verstand, der jedoch in gewisser Weise stets ein Außenseiter blieb. Allerdings zählte Yazdi einst auch zum innersten Machtzirkel des iranischen Revolutionsführers. Er gehörte zu denen, die Ayatollah Khomeini auf seinem Rückflug in den Iran im Februar 1979 begleiteten und mit denen er beim Aufbau der Islamischen Republik Iran zusammenarbeitete. Und er war erster Außenminister der neu gegründeten Republik.
Ebrahim Yazdi wurde 1931 als Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Qazvin geboren, einer Stadt im Nordosten Irans. Seine prägenden Jahre fielen in die Regierungszeit von Mohammad Mossadegh, dem Premierminister, unter dessen Regierung der Iran so etwas wie einen zarten Hauch von Demokratie erlebte, der aber in einem von der CIA unterstützten Staatsstreich zur Abwendung der Verstaatlichung der iranischen Ölindustrie seines Amtes enthoben wurde.
Zu dieser Zeit studierte Yazdi Pharmakologie an der Universität Teheran. 1959 schloss er sein Studium in den USA am Massachusetts Institute of Technology ab, erlangte die US-Staatsbürgerschaft und arbeitete dort als Arzt. Hier bildete sich seine militante politische Haltung gegen das Regime des Schahs heraus. 1961 trat er der von Mehdi Bāzargān gegründeten Iranischen Freiheitsbewegung bei. 1963 beteiligte er sich an der Gründung der Islamischen Studentenvereinigung im Iran.
Organisation des Widerstands gegen den Schah
Über mehrere Jahre hinweg knüpfte er ein internationales Netzwerk, wozu in jener Zeit auch die Ausbildung von Partisanen in Ägypten und im Libanon zählt. 1972 ernannte Ayatollah Khomeini, der damals im Exil im irakischen Nadschaf lebte und die Opposition gegen den Schah anführte, Yazdi zu seinem Vertreter in den USA. Als Khomeini von Saddam Hussein 1978 des Landes verwiesen wurde und Kuwait dessen Einreise ablehnte, war es Yazdi, der Khomeini in Neauphle-le-Château unweit von Paris aufnahm.

Während des französischen Exils fungierte Yazdi häufig als Sprecher Khomeinis – zusammen mit anderen im Westen ausgebildeten jungen Revolutionären wie Abolhassan Banisadr und Sadegh Ghotbzadeh. Er vertrat die liberale, gemäßigte und verfassungsmäßige Seite einer Revolution, die alle Facetten einschloss: Von den fundamentalistischsten islamischen Fraktionen bis hin zu den "islamischen Nationalisten", wie Yazdi selbst, sowie die kommunistische Partei, die Liberalen, die Intellektuellen, das aufgeklärte Bürgertum und auch die volksnahen Fraktionen. Niemand wurde ausgeschlossen. Vielleicht dachten Yazdi und andere Gleichgesinnte, Khomeini würde sich nach der Revolution mit der Rolle des "geistlichen Führers" in seinem theologischen Seminar in Ghom zufrieden geben. Wie wir wissen, kam es anders.