Erstaunlicherweise überstand es die Besatzung nahezu unberührt. Die größte Überraschung ist die Synagoge. In den 1980er Jahren kam sie illegalerweise in den Privatbesitz eines Mannes, der fortan auf dem Gelände lebte. Trotz der massiven Schäden, die der IS in Mossul anrichtete, steht das verlassene Gebäude immer noch aufrecht.

Das Tor ist zugenagelt, eine offizielle Mitteilung in roten Buchstaben verbietet das Betreten, da es sich bei dem Ort um eine Kulturerbstätte handele. Aber das Dach ist zerstört, von den angrenzenden Dächern ist ein Blick in das Innere möglich. Dort erkennt man an Wänden eingelassene hebräische Schrifttafeln.

Obwohl der IS sowohl die Synagoge als auch eine alte Schule in der Nähe als Waffen- und Munitionslager nutzte, verschwanden erst nach der Befreiung drei der Schrifttafeln. Dies geschah, nachdem ein Historiker aus Mossul über das soziale Netzwerk Twitter seiner Freude darüber Ausdruck verlieh, dass die Synagoge der Zerstörung entging. Und das ist auch der Grund, warum Faisal Jeber die sichtbare Warnung vor unbefugtem Betreten nicht gerade mag, da sie professionelle Souvenir-Jäger anlocken könnte.

Schutz durch US-Soldaten

Doch warum hat die Umgebung wie durch ein kleines Wunder die IS-Besatzung relativ unbeschadet überstanden? Faisal Jeber vom Gilgamesh Center schreibt das dem verlassenen Zustand der Häuser zu. Er vermutet, dass die meisten IS-Kämpfer in Mossul die hebräischen Schrifttafeln nicht erkannt hätten, weil sie Analphabeten gewesen seien.

Zerstörte Gebäude in Mossul; Foto: Eddy van Wessel
Zerstörung weit und breit: Während der dreijährigen Schreckensherrschaft der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) ist Mossul schwer beschädigt worden. Im Sommer 2017 hatte die irakische Armee Mossul nach monatelangen heftigen Kämpfen vollständig befreien können. In der Bevölkerung gibt es jedoch großen Ärger darüber, dass der milliardenteure Wiederaufbau der Stadt nur langsam vorankommt.

Die Anwohner dagegen betonen, dass der IS sie aus dem Stadtteil vertreiben wollte, eben weil das Viertel jüdischen Ursprungs ist und deshalb als haram - verboten - gelte. Dass sich die Menschen weigerten - so verängstigt sie auch gewesen sein mögen -, ihre Häuser zu verlassen und sie brennen zu sehen, ist ihrer Meinung nach der Hauptgrund dafür, weshalb das Viertel verschont wurde.

Nicht zu vergessen, dass das jüdische Viertel - im Vergleich zum Rest von West-Mossul - die Bombardierung während der Befreiungsschlacht verhältnismäßig unbeschadet überstanden hat - wahrscheinlich auch dank des Einsatzes US-amerikanischer Truppen. Im Wissen um den besonderen Wert des jüdischen Erbes in Mossul hatten sie den Bereich in ihren Karten markiert.

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