Maria als Brückenbauerin zwischen den Religionen

Das Bild der Mutter Jesu im Koran kann auch Christen inspirieren, davon ist der katholische Theologe Klaus von Stosch überzeugt.

Klaus von Stosch im Gespräch mit Anne Françoise Weber:

"Der Koran beschreibt Maria in zwei Suren sehr ausführlich und kommentiert dabei die christlichen und biblischen Traditionen und fokussiert oder betont dabei bestimmte Themen, ganz besonders die, die in der christlichen Tradition vernachlässigt wurden oder anders besetzt wurden.

Joseph gibt es im Koran nicht 

Zum Beispiel verschwindet Joseph ganz aus der Geburtsgeschichte, Maria hat gar keinen Mann, entsprechend ist auch eine biologische Jungfräulichkeit gegeben im Koran. Es ist interessant, dass der Koran sehr stark betont, wie sehr das Maria in Probleme bringt, wie sie bedrängt wird von ihrer Familie und ihrer Sippe, dass sie gewissermaßen so eine Ausgestoßene ist, die dann am Ende keine andere Hilfe mehr weiß, als auf ihr Baby zu verweisen. Und Jesus als Säugling spricht dann und verteidigt sie gegen die Vorwürfe, sodass damit deutlich wird, dass für den Koran Jesus von Anfang an Wort Gottes ist. Schon als Säugling kann er sich für seine Mutter einsetzen, und die Mutter ist diejenige, die ganz auf Jesus verweist.

Andererseits ist Maria aber eben gleichzeitig die, die sich ganz an Gott hingibt, die insofern eine typische Muslimin ist. So wird etwa die Idee der Kirchenväter, dass sich der Engel vor Maria niederwirft, wenn er ihr begegnet, invertiert, indem Maria sich bei der Begegnung mit dem Engel in der Verkündigungsszene erst mal selber niederwirft, damit deutlich wird, sie ist diejenige, die sich vor Gott verneigt, und sie ist nicht dadurch, dass sie Gottesmutter ist, diejenige, vor der sich der Engel verneigen muss."

Das DLF-Gespräch mit Klaus von Stosch können Sie hier hören. 

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