Mission für Frieden und Toleranz

Vor kurzem hat im Jemen der Nationale Dialog begonnen, um eine neue Verfassung und Wahlen in dem krisengeschüttelten Land vorzubreiten. Doch nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch innerhalb der Gesellschaft bemühen sich Aktivisten, den Dialog im Land zu fördern und dem islamistischen Terror den Boden zu entziehen. Bassam Ghabar stellt die Initiative "Youth Creativity" vor.

Von Bassam Ghabar

Zwar zählt die Terrorismusprävention eigentlich zu den Aufgaben der jemenitischen Sicherheitskräfte, doch auch die Jugend stellt sich der Herausforderung, den Terrorismus friedlich und nachhaltig zu beseitigen. Seit letztem Dezember führt eine Gruppe junger Jemeniten der Organisation Youth Creativity in Schulen eine Kampagne gegen den Terrorismus durch. Ziel ist es, den nationalen Zusammenhalt zu stärken und eine landesweite Kultur der Toleranz und des Miteinanders zu verbreiten.

Während der letzten beiden Jahre haben terroristische Gruppen ihre Operationen im Jemen ausgeweitet, wobei sie von den politischen Ereignissen und der mangelnden Sicherheit seit der Revolution vom 11. November 2011 profitiert haben. Das Ergebnis waren weitreichende Verluste für das Land, einschließlich der vielen zivilen Opfer und des Militärs, sowie der Kontrollverlust über Gebiete in den Distrikten Abyan und Al-Baida' im Süden des Landes.

Jeminitische Kinder in Sanaa; Foto: Saeed Alsoofi /DW
Traumatisiert von Krieg und Terror: Kinder und Frauen im Jemen sind zumeist die Opfer militärischer Gewalt und islamistischer Anschläge.

​​In dieser schwierigen Situation bietet Youth Creativity den Jemeniten die Möglichkeit, ungeachtet ihres gesellschaftlichen Hintergrundes und ihrer sozialen Klasse, sich im Zeichen von Frieden und Einheit zusammen zu schließen.

Sensibilisierung für ein friedliches Miteinander

Dank der konstruktiven Organisationsarbeit waren junge Leute aus verschiedenen Landesteilen und unterschiedlicher politischer Couleur gemeinsam für den Schutz der Gesellschaft vor Terrorismus und für den Aufbau eines sicheren Land aktiv. Diese Jugendlichen haben auch an Sensibilisierungskampagnen mitgewirkt, um für das friedliche Miteinander zu werben und gleichzeitig die Kinder davor zu warnen, in das Fahrwasser terroristischer Gruppen zu entgleiten – wohl wissend, dass diese oft ungefestigten jungen Menschen besonders schutzbedürftig sind.

Schulen stehen im Mittelpunkt dieser Kampagne, um eine Generation zu erziehen, die sich der friedvollen Grundsätze des Islams bewusst ist, einschließlich der Achtung des menschlichen Lebens, der Wichtigkeit gegenseitiger Akzeptanz unabhängig von politischen und religiösen Überzeugungen und der Zivilcourage gegen den islamistischen Terror aufzustehen. Ziel ist es daher, den Studenten die wahre Bedeutung des Islams zu vermitteln und durch religiöse Texte genau zu erklären, wie der Islam den Frieden fördert.

Die Kampagne umfasst verschiedene Projekte. In Kooperation mit dem jemenitischen Bildungsministerium, das Youth Creativity unterstützt, werden die Jugendlichen in die Arbeit an Schulen eingebunden. Während der morgendlichen Versammlungen unterhalten sich zuerst Gelehrte oder religiöse Führer mit den Schülern und klären diese anhand von Beispielen über die negativen Folgen der Islamisierung für Land und Menschen sowie über die Gefahren terroristischer Gruppierungen auf.

Terrorismusprävention im Bildungsbereich

Außerdem sind da noch die 120 Mitglieder des Youth Creativity National Teams. Diese von jemenitischen Trainern ausgebildeten Jugendlichen ziehen von Schule zu Schule, wo sie Schüler in allen Klassen und Altersgruppen über Formen der Terrorismusprävention informieren. Um die Problematik des islamistischen Terrors noch stärker ins Bewusstsein der jüngeren Generation zu rücken, verteilt das Team Flugblätter und zeigt Videos zu diesem Thema.

Demonstration von Frauen und Kindern gegen Gewalt im Jemen; Foto: Saeed Alsoofi /DW
Protest gegen Gewalt gegen Kinder und Menschenrechtsaktivisten: Demonstration von Frauen und ihren Kindern in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa

​​Darüber hinaus werden für die Kampagne von jeder Schule bestimmte Erzieher ausgewählt. Das sind normalerweise Sportlehrer, Sozialberater und Bibliothekare, die sich mit besonders gefährdeten Schülern zusammensetzen und gemeinsam mit ihnen über Formen des Dialogs und der Toleranz im Islam zu diskutieren.

Dabei sollen Wege gefunden werden, die "negative Energie" dieser Schüler abzuleiten und sie zu konstruktiven Denken zu erziehen. Die sehr individuell ausgerichtete Sensibilisierungskampagne von Youth Creativity soll nicht nur gefährdete Schüler besser erreichen und für eine Kultur der Toleranz werben, sondern diese Botschaft auch an andere Schüler weitervermitteln.

Jugendinitiativen wie die Kampagne von Youth Creativity sind vorbildlich dafür, wie schwierige gesellschaftliche und politische Herausforderungen im Land gelöst werden können. Auch zeigt das Projekt, wie weit entwickelt das Verständnis und Bewusstsein bei vielen jungen Leuten im Jemen ist und was sie für den Aufbau einer gewaltfreien Nation leisten können. Ihr leidenschaftliches Engagement stärkt die Hoffnung, dass sich der Jemen eines Tages wirklich aus dem Würgegriff des Terrorismus befreien kann und zu einem friedlichen Land wird.

Bassam Ghabar

© Common Ground News Service 2013

Übersetzung aus dem Englischen von Saskia Hohenberger

Redaktion: Arian Fariborz/Qantara.de