Josef Matrai, 07. August 2008

Zu: „Ein muslimischer Think Tank gegen Extremismus“
von Albrecht Metzger

Ich habe mich zuerst sehr über den Artikel gefreut und gedacht, es sei höchste Zeit, solch eine Organisation ins Leben zu rufen.
Doch was für eine Überraschung im letzten Viertel des Artikels! Nach der üblichen Kritik an Ayaan Hirsi Ali (bei der in allen mir bekannten Artikeln bloss die Haltung kritisiert, nie aber ihre vorgebrachten Inhalte glaubhaft widerlegt werden), kommt die Behauptung, Ed Husains Haltung unterscheide sich völlig von Alis beleidigenden Art. Daraufhin wird ein Kontext gezeigt, in welchem man sieht, dass Husain (anscheinend immer noch) einem überheblichen religiösen Absolutheitsanspruch anhaftet; dass er somit nicht „demütigend“ oder „beleidigend“ für den Islam ist, ist eine logische Folge dieser Haltung, und keine Tugend im eigentlichen Sinn. Die von ihm geforderte Selbstkritik sehe ich jedenfalls nirgends. Wo ausserdem in seiner Aussage die Aufforderung an Islamisten liegt, „ihren gesetzes-fixierten Glauben zu überdenken“, muss mir genauer erklärt werden.
Die westliche säkulare Welt ist für Husain also „ein Land, das keine Vorbilder kennt und keinen Sinn für Wahrheit.“ Dass säkulare Wissenschaft und Philosophie uns der Wahrheit näher gebracht haben als alle drei abrahamitischen Religionen zusammen, wird ignoriert. Aber mit seiner Aussage beleidigt er ja bloss den „Westen“- was im Moment chic zu sein scheint, während Kritik am Islam mit Rassismus gleichgesetzt wird. Mit seinem stillen Einverständnis zu solch einer Aussage hat sich Herr Metzger anscheinend in vorauseilendem Kulturrelativismus geübt.
Alles in allem ein enttäuschender Artikel, dessen Argumentation bei näherem Hinsehen völlig inkonsistent ist. Schade.