
IT in WestjordanlandSchule für palästinensische Software-Entwickler
Die Kleingruppen sind über eine ganze Etage verteilt. So soll Abstand gehalten werden. Maskenpflicht ist selbstverständlich. An den Tischen herrscht reger Austausch über ein Algorithmus-Problem, das es als Team zu lösen gilt. Lernen in Zeiten der Corona-Pandemie.
"Ich bin froh, dass wir den Kurs nicht wegen des Coronavirus online machen müssen. Es ist zwar nicht einfach, im Team zu arbeiten, aber es ist sehr wichtig, zusammen zu arbeiten und all unsere Ideen auf das eine Problem zu konzentrieren und eine Lösung zu finden," sagt Tala Qawasmi. Die 25-jährige Palästinenserin hat die Aufnahme in die erste 'Kohorte' der Axsos-Akademie geschafft, ein intensives Trainingsprogramm für angehende Software-Entwickler in Ramallah im besetzten Westjordanland.
Mehrmals wurde der Beginn der viermonatigen Ausbildung wegen der Pandemie bereits verschoben. Von den rund 2500 Bewerbungen aus dem gesamten Westjordanland und aus Gaza haben es 43 in die erste 'Kohorte' geschafft. "Es ist eine große Herausforderung. Wir müssen sicherstellen, dass der Ort nicht zu voll ist, dass alle ihre Masken tragen und Abstand halten. Das ist die neue Normalität, in der wir leben," sagt Shirin Toffaha, Human Resources Managerin der Axsos AG.

Der erste Lehrgang, der von der palästinensischen Autonomiebehörde finanziert wird, findet auf einer Etage des Ministeriums für Telekommunikation statt. Die Eröffnung des eigentlichen Akademiegebäudes in Ramallah, in dem die Teilnehmer auch übernachten können, wurde auf 2021 verschoben.
Offen für Quereinsteiger
Das Besondere an der Akademie: Auch Quereinsteiger können sich bewerben. Nur etwa die Hälfte der Teilnehmer hat einen Abschluss in Informatik. Das Alter der Teilnehmer reicht von 18 bis 51 Jahren. Nicht wenige nutzen das Boot Camp auch als Umschulung oder berufliche Neuorientierung.
"Wir wollten Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund finden, die aber mit Engagement und Leidenschaft dabei sind, ihre Karriere zu verändern, oder junge Uni-Absolventen," sagt Shirin Toffaha. "Sie müssen außerdem bereit sein, vier Monate dabei zu sein, sechs Tage die Woche, 10 bis 12 Stunden am Tag."
Ein anderes Bewerbungskriterium sind englische Sprachkenntnisse. Der Intensiv-Kurs wird in englischer Sprache abgehalten und die Studenten werden ermutigt, auch untereinander Englisch statt Arabisch zu sprechen. Wer noch keine ausreichenden Englischkenntnisse hat, kann sich erneut bewerben und in der Zwischenzeit die Sprachkenntnisse verbessern.