Triangle: Ein Forum für den Dialog

"Triangle" heißt eine neue palästinensisch-israelische Studentenzeitung, in der heikle Fragen des Nahostkonflikts behandelt werden. Bisher erscheinen die Texte nur im Netz, eine Printversion soll folgen. Joseph Croitoru stellt das Projekt vor.

"Triangle" heißt eine neue palästinensisch-israelische Studentenzeitung, in der heikle Fragen des Nahostkonflikts behandelt werden. Enstanden ist das Projekt auf Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Genfer Friedensinitiative in Italien. Bisher erscheinen die Texte nur im Netz, eine Printversion soll folgen. Joseph Croitoru stellt das Projekt vor.

​​Ziel der Studentenzeitung ist es, ein ständiges Forum für Dialog und Informationsaustausch zwischen jungen Israelis und Palästinensern zu etablieren. Bislang liegt eine jeweils in hebräischer und arabischer Sprache verfasste Internet-Ausgabe vor, eine Printausgabe soll folgen.

Der englische Titel "Triangle" (Dreieck) der Zeitung ist Programm. Wie in einem Dreieck sollen die israelischen und palästinensischen Studenten sich von einer Basis, wenn auch von verschiedenen Ausgangspositionen aus, in einem gemeinsamen Punkt treffen.

Dass heikle Fragen, die die Beziehungen zwischen beiden Seiten belasten, hier kritisch angegangen werden, macht schon die erste Ausgabe – zunächst nur im Internet – deutlich. Sie ist dem Schwerpunktthema Umgang der Medien mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt gewidmet.

"Ihr Blutrünstigen, wir haben Euch satt!" lautet denn auch der Titel des Beitrags von Salam Anbatawi, dem palästinensischen Mitherausgeber der Zeitung. Er wirft den Medien auf beiden Seiten vor, sich auf Sensationen und Gewaltdarstellungen zu konzentrieren, klischeehafte Feindbilder zu verbreiten und dabei die häufig unspektakuläre Arbeit israelischer und palästinensischer Friedensgruppen zu ignorieren.

Für eine mediale Ächtung der Extremisten

Eine solche Rüge ist bemerkenswert, sind doch die palästinensischen Medien bekanntlich stark politisiert und eine ausgewogene Berichterstattung ist ebenso schwierig wie offene Kritik an den Medien.

Zudem ruft der couragierte palästinensische Student die Medienverantwortlichen dazu auf, ihre Grundeinstellung zu ändern und drängt darauf, die Extremisten auf beiden Seiten mit ihren auf Medienwirksamkeit zielenden radikalen Äußerungen und Gewaltinszenierungen nicht zu hofieren, sondern im Gegenteil zu ächten.

Ihre Propagandafloskeln, so Anbatawi, müssten vielmehr als Lügen und Irrglauben entlarvt werden: Sei es die Behauptung der palästinensischen Hamas, man werde bald auf israelischem Territorium einen islamischen Staat gründen, oder sei es das Wunschziel manch israelischen Siedlers, die Palästinenser aus ihrer Heimat zu vertreiben.

Beide Seiten müssten das Recht des jeweils Anderen, in Würde und Freiheit zu leben, anerkennen. Für Anbatawi als Palästinenser bedeutet dies allerdings vor allem eines: Das Ende der israelischen Besatzung.

Mangelnde Berichterstattung über die Besatzung

Der Israeli Ziv Stahl, Student aus Tel Aviv und Mitherausgeber der hebräischen Ausgabe, übt seinerseits nicht weniger scharfe Kritik an der israelischen Berichterstattung über den Völkerkonflikt. Er prangert an, dass fast sämtliche Informationen über die Palästinensergebiete vom israelischen Militär überwacht werden.

Zwar werde das Vorgehen der Armee öffentlich kritisiert, sobald aber die Militärs mit der Sicherheit des Staates argumentierten, verstummten die Kritiker.

Damit bleibe dem Durchschnittsisraeli vieles von der eigentlichen Realität der Besatzung verborgen – so etwa Fragen wie: Wie viele Besatzungssoldaten gibt es? Wie viele Straßensperren? Und welcher Art sind jene Routineaktivitäten des Militärs, von denen die Öffentlichkeit überhaupt nur dann erfährt, wenn sie schief gegangen sind?

Wie sein palästinensischer Mitstreiter Anbatawi, fordert auch der Israeli Stahl von den Medien in seinem Land mehr Differenzierung – es stimme nicht, meint er, dass die israelischen Medien, wie die Rechte behauptet, links orientiert seien. Schon allein die laufende Berichterstattung mache deutlich, dass linken Friedensdemonstrationen weit weniger Aufmerksamkeit geschenkt werde als Kundgebungen der ultrarechten Siedler.

Gemeinsame Friedensaktionen geplant

Auch die übrigen Beiträge in der ersten Ausgabe von Triangle zeigen, dass Selbstkritik hier auf beiden Seiten großgeschrieben wird. So etwa schildert der israelische Student Noam Shesaf seine Erfahrung als Kriegsdienstverweigerer und gibt zu Protokoll, dass diese Form des Protests gegen die Besatzung im Großen und Ganzen gescheitert ist.

Doch nicht von den Soldaten, schreibt sein palästinensischer Kommilitone George Zanayed, hängt die Lösung des Konflikts ab, sondern von der Politik. Israels Macht resultiere aus seiner Beteiligung an einer "internationalen kolonialistischen Allianz", der aber auf der anderen Seite eine noch größere Kraft gegenüberstehe: Das palästinensische Volk nämlich und seine Gewissheit, im Recht zu sein.

Dem geschriebenen Wort sollen auch Taten folgen: Die Studenten wollen den Dialog zwischen jungen Israelis und Palästinensern auch mit Friedensaktionen fördern, für die in der neuen Studentenzeitung geworben wird.

Joseph Croitoru

© Qantara.de 2005

Qantara.de

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