"Kultur kann politische Wunden heilen"

Nach Ansicht von Yasser Hareb, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Al-Maktoum-Stiftung, spielt der Kulturaustausch eine Schlüsselrolle bei der Förderung der Völkerverständigung – und bei der Institutionalisierung eines fruchtbaren Kulturdialogs zwischen dem Westen und der arabischen Welt. Loay Mudhoon hat sich mit ihm unterhalten.

Von Loay Mudhoon

Auf der Frankfurter Buchmesse hat die Mohammed bin Rashid Al Maktoum-Stiftung angekündigt, 50 arabische Klassiker ins Deutsche übersetzen zu lassen. Was erhoffen Sie sich von diesem ambitionierten Übersetzungsprojekt?

Yasser Hareb: Diese neue Initiative ist ein integraler Bestandteil einer Reihe von Übersetzungsprojekten, die unsere Stiftung betreut und fördert. Unser Ziel ist es, dem westlichem Kulturraum die arabische Kultur und das arabische Denken näherzubringen; dies gilt insbesondere für den deutschsprachigen Raum, da arabische Bücher bisher kaum ins Deutsche übersetzt wurden. Wir möchten den Deutschen und den Europäern den Reichtum und die Vielfalt der arabischen Kultur zeigen.

Wie bewerten Sie die Reaktionen Ihrer Partner in Deutschland auf Ihre Aktivitäten im Bereich des Kulturaustausches?

Hareb: Unsere Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Deutschland begann im April letzten Jahres, und wir waren beeindruckt von der Professionalität unserer deutschen Kollegen und Partner im Umgang mit Kulturinitiativen; vor allem sind wir vom hiesigen Kulturmanagement stark angetan. Am 13. März 2008 unterzeichnete unsere Stiftung eine Vereinbarung mit dem deutsch-arabischen Kulturverein "West-Östlicher Diwan" in Berlin, der von der bekannten irakischen Dichterin Amal al-Jubouri gegründet wurde und auch von ihr geleitet wird. Gemeinsam mit dem West-Östlichen Diwan möchten wir zur Förderung der Zusammenarbeit in Kultur und Wissensbildung zwischen Deutschland und dem arabischem Raum beitragen.

Haben Sie auf der Buchmesse in Frankfurt konkrete Ergebnisse dieser Zusammenarbeit präsentieren können?

Hareb: Die diesjährige Buchmesse in Frankfurt bot eine großartige Möglichkeit an, druckfrische Übersetzungen aus dem Deutschen in die arabische Sprache zu präsentieren. Wir konnten die ersten Früchte unseren Zusammenarbeit mit dem West-Östlichen Diwan vorstellen, beispielweise die Übersetzung des Romanes "Ein liebender Mann" von Martin Walser und das von Joachim Sartorius herausgegebene Buch "Alexandria Fata Morgana".

Logo West-Östlicher Diwan e.V.
Das Ziel des Vereins "West-Östlicher Diwan" in Berlin ist die Förderung des Dialogs zwischen Deutschland und der arabischen Welt - auch und gerade auf kultureller Ebene.

​​ Kann die Kultur Versäumnisse der Politik korrigieren? Welche Bedeutung messen Sie der Kultur überhaupt zu? Hareb: Ich bin davon überzeugt, dass der Kulturaustausch viele Missverständnisse und langfristig sogar Versäumnisse der Politik korrigieren kann. Kultur ist Ausdruck von Lebensleistungen der Völker, von deren Ästhetik; sie verbindet durch Gemeinsamkeiten und hilft, hartnäckige Vorurteile abzubauen sowie Zerrbilder zu entlarven. Kultur kann politische Wunden heilen.

Können Sie dies bitte konkretisieren, insbesondere in Bezug auf das Verhältnis zwischen Europa und der arabischen Welt?

Hareb: Der Kulturaustausch kann zum Motor der Förderung der Völkerverständigung und der Institutionalisierung eines fruchtbaren Kulturdialogs zwischen dem Westen und der arabischen Welt werden, weil sie Barrieren überwindet. Zudem ist die Mohammed bin Rashid Al Maktoum-Stiftung davon überzeugt, dass dieser fruchtbare Austausch dazu beiträgt, Wissen und die menschlichen Ressourcen der arabischen Welt weiterzuentwickeln.

Was sollte ein fruchtbarer Kulturdialog Ihrer Ansicht nach leisten?

Hareb: Meines Erachtens geht es vor allem darum, die Menschen für das Verbindende, für das Humane zu gewinnen, um einen fruchtbaren Kulturdialog zu ermöglichen. Denn ein erfolgreicher Dialog sollte zum Verständnis des Anderen führen. Die Mohammed bin Rashid Al Maktoum-Stiftung wird sich dieser Aufgabe mit Hilfe ihrer zahlreichen Kulturprogramme künftig verstärkt widmen.

Interview: Loay Mudhoon

Aus dem Arabischen vom Loay Mudhoon

© Qantara.de 2008

Die Mohammed bin Rashid Al Maktoum-Stiftung wurde mit einem Stiftungskapital von zehn Milliarden US-Dollar als persönliche Initiative von Seiner Hoheit Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum gegründet. Scheich Mohammed ist Vizepräsident und Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Herrscher Dubais. Die Stiftung hat das Ziel, das Wissen und die menschlichen Ressourcen der arabischen Welt weiterzuentwickeln und eine Generation zukünftiger regionaler Führungskräfte auszubilden. Diese Ziele will sie durch ein Bündel bisher einmaliger Projekte erreichen. Dabei konzentriert sie sich auf die drei strategischen Kerngebiete Wissen, Kultur und Unternehmertum. Die vielfältig ausgerichteten Programme der Stiftung reichen von der finanziellen Förderung von Forschungsinstituten über Programme zur Förderung junger Führungskräfte bis zu Studien- und Forschungsstipendien.

 www Die Mohammed bin Rashid Al Maktoum-Stiftung West-Östlicher Diwan e.v.