Hüseyin Kocak, 29. Juli 2008

Zu: Laizismus als Vorwand

Liebe Redaktion,

ich glaube wir sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Laizismus ist kein Monopol der Kemalisten in der Türkei, sondern eine Schutzmaßname gegen den missbräuchlich instrumentalisierten Islam und Überlebensgarantie für alle Religionsgemeinschaften. Die Frage ist aber, war die Türkei überhaupt ein laizistischer Staat?

Erdogans AKP hat bei Wahlen dreimal in Folge Stimmzuwachs verzeichnen können. Er hat die Türkei nicht islamisiert, sondern wurde gewählt, weil die Türkei bereits islamisiert war.

Die wenigsten werden wissen, dass es die Gralshüter des angeblich "laizistischen" türkischen Staates waren, nämlich der türkische Generalstab, die eine Islamisierung der Gesellschaft vorangetrieben haben. Nach dem Militärputsch hat die Militärjunta in der Türkei das erste Mal nach Jahrzehnten islamischen Zwangsreligionsunterricht eingeführt und staatliche Imamschulen aufgebaut.

Die Islamisierung wurde von den Militärs vorangetrieben, um den Türken eine ideologische Alternative zum Kommunismus oder gegen linke Demokraten zu bieten. Erdogans Erfolg ist das Ergebnis dieses Produkts. Die türkische Militärverfassung, dessen Aufgabe es ist den Staat vor den Bürger zu schützen ist kein Maßstab für ein Verbotsverfahren. Die Verfassung der DDR war es auch nicht!

Ein autokratischer Staat ist nicht die Alternative zur AKP. Und die AKP ist nicht die bessere Alternative zum Laizismus, sondern nur eine echte Demokratie, die von Demokraten und nicht von legalistischen Islamisten vorangetrieben wird, ist der richtige Weg.

Viele Grüße, Hüseyin Kocak