Eine Allianz mit der Türkei ist realistischer
Viel realistischer ist hingegen die Zusammenarbeit zwischen Qatar und der Türkei: Denn beide unterstützen die gleichen nichtstaatlichen Akteure und Bewegungen, und außerdem vertreten sie zu vielen regionalen Themen fast dieselben Ansichten.
Die Türkei und Qatar haben bereits ein bilaterales Verteidigungsabkommen geschlossen, das im letzten Juni vom türkischen Parlament im legislativen Schnellverfahren als Gesetz verabschiedet wurde. Außerdem plant die Türkei, die Anzahl ihrer Truppen in Qatar auf 3.000 zu erhöhen und in Doha weiterhin ein Regiment zu stationieren.
Anfang letzten Jahres hatte der türkische Präsident Recep Erdoğan ausdrücklich betont, die Türkei werde Qatar verteidigen. In Bezug auf den gescheiterten Staatsstreich im Vorjahr fügte er hinzu, sein Land werde "seine Verbindungen zu Qatar künftig weiter ausbauen, genau wie zu allen unseren Freunden, die uns in unseren schwersten Momenten unterstützt haben."

Stolperstein Syrienkonflikt
Also mag es durchaus Themen geben, die auf die Verbindungen zwischen Qatar, dem Iran und der Türkei unterstützend wirken – insbesondere angesichts der aktuellen Handelsbeziehungen und Konfliktpotenziale in der Golfregion. Allerdings gibt es in den diplomatischen Beziehungen auch erhebliche Differenzen. Das größte Hindernis für eine stärkere Annäherung ist derzeit der Konflikt in Syrien.
Bei den Verhandlungen mit dem Iran sitzen Qatar und die Türkei an unterschiedlichen Seiten des Verhandlungstischs – und es ist unwahrscheinlich, dass sich die drei Länder dort einigen können. Wie Osiewicz bemerkt, scheint allerdings der Astana-Friedensprozess, der von Russland, der Türkei und dem Iran ins Leben gerufen wurde, deutlich effektiver und vielversprechender zu sein als der Genfer Prozess. Sollte Qatar diesem Dreieck beitreten, würde der Einfluss des Landes in Syrien erheblich wachsen.
Und schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass Qatar noch immer ein Verbündeter der USA ist – trotz der unkoordinierten Reaktion der US-Regierung zu Beginn der neuen Golfkrise. Inwieweit engere Verbindungen zum Iran und zur Türkei die qatarisch-amerikanischen Beziehungen beeinflussen und welche Antwort von der anderen Seite des Atlantiks kommt, bleibt abzuwarten.
Laut Colombo wird die Reaktion der USA sehr stark davon abhängen, in welchem Maße die Großmacht bereit ist, Saudi-Arabien dabei zu helfen, den Iran und dessen Einfluss einzudämmen. Osiewicz meint dazu, Washington betrachte jegliche Annäherung zwischen dem Iran und Qatar als direkte Bedrohung der nationalen Sicherheit und der amerikanischen Interessen in der Region.
Aber je länger die Auseinandersetzung andauert und je enger die neuen Verbindungen und Vereinbarungen zwischen Qatar, dem Iran und der Türkei werden, desto schwieriger wird es, sie wieder aufzulösen.
Stasa Salacanin
© Qantara.de 2018
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff