Gerd Steiner, 17. März 2007

Zu: Mission der Geläuterten, von Abdul-Ahmad Rashid

Werte Nachbarn im Glauben,

interessiert habe ich Eurem Artikel entnommen, dass jener neue Verein der Ex-Muslime zu reformieren und aufzuklären versucht.

Dazu möchte ich (als evangelischer Christ) sagen, dass dies wahrscheinlich ein von wenig Erfolg beschiedenes Unterfangen sein wird, denn Reformationen sind nur von innen her möglich. Dass sich Religionen weiterentwickeln und sich immer wieder neu (er)finden müssen, ist völlig normal.

Jenes Verhalten, durch Austritte etwas zu bewirken, erinnert mich an trotzige Kinder, die durch ihr Weggehen oder -laufen eine Zuwendung oder Aufmerksamkeit erhoffen. Mir ist dies selbst bei einem Künstlerverein, dem ich vorstehe, passiert. Austreten kann man nur einmal, und dann hat man noch weniger Einfluss als vorher. Wenn mir aber etwas an meiner Religion liegt, kann ich sie nur von innen ändern - und dies tun ja einige Muslime (z.B. das Kölner Zentrum für islamische Frauenforschung).

Einige meiner Freunde sind vom römisch-katholischen Glauben ausgetreten. Dies taten sie aber nicht mit der Absicht, die päpstlichen "Nachbarn" zu reformieren, sondern weil sie Alternativen gefunden haben. Sie machen um ihren Austritt keinerlei Aufhebens, sondern gehen einfach ihren Weg im Leben.

Auch ich bete für eine Reformation im Islam, z.B. für die Entwicklung eines europäischen Islam, von welchem Impulse in Länder, in denen diese Religion noch autoritärer und herrschaftlicher verstanden wird, ausgehen könnten. Es gibt viel zu tun - packen wir es an!

Freundliche Grüße, Mag. Gerd Steiner aus Wien