Prinz Mohammed ist in der Bevölkerung durchaus beliebt. In Erwartung wirtschaftlicher Reformen und mehr sozialer und kultureller Freiheiten sehen viele in ihm eine Chance auf mehr Jobs, was auch den fußballverrückten Saudis entgegenkommt, die in der Mehrzahl jünger als 30 Jahre sind. Die Einladung zu einem kostenlosen Besuch eines WM-Qualifikationsspiels schürt solche Erwartungen. Diese müssen allerdings erst noch eingelöst werden.

Kritik an Qatars Arbeitnehmer-Bürgschaftssystem

Zur eigenen Überraschung musste das kleine Emirat Qatar feststellen, dass es nicht dafür gefeiert wurde, als erstes arabisches Land eine Fußball-Weltmeisterschaft auszutragen. Im Gegenteil. Es wurde an den Pranger gestellt wegen der undurchsichtigen Ausschreibung und der unwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen seiner Wanderarbeiter, die die Mehrheit der Bevölkerung des Golfstaates ausmachen.

Anstatt Qatar wegen der Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft auf den Sockel zu heben, sah sich das Land in der Schusslinie wegen seines Kafala- oder Arbeitnehmer-Bürgschaftssystems, das allerdings nicht nur in Qatar herrscht, sondern in den Golfstaaten allgemein üblich ist.

Man muss Qatar jedoch zugutehalten, dass das Land positiv auf die Kritik reagiert und mit seinen Kritikern im Dialog steht – im krassen Gegensatz zu anderen Golfstaaten. Mit einer Reihe rechtlicher Reformen wurde versucht, die Kritik am System zu entschärfen. Herausgekommen ist allerdings eher eine Optimierung als eine Beseitigung des Systems, das die Arbeitnehmer der Gnade ihrer Arbeitgeber ausliefert.

Wie weit es Qatar gelungen ist, seinen Kritikern entgegenzukommen, wird sich im November zeigen, wenn die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) die Reformen des Golfstaates überprüft. Die IAO drohte bereits im vergangenen Jahr damit, eine Untersuchungskommission aufzustellen, wenn es Qatar nicht gelänge, sein System mit internationalen Standards in Einklang zu bringen.

Solche Kommissionen zählen zu den mächtigsten Waffen der IAO im Kampf um die Einhaltung internationaler Verträge. So hat das UN-Gremium in seiner fast einhundert Jahre alten Geschichte bislang nur 13 derartiger Kommissionen eingerichtet. Die letzte nahm 2010 in Simbabwe ihre Arbeit auf, um das Land zur Einhaltung seiner Verpflichtungen zu drängen.

Unter dem Strich lässt sich feststellen, dass sich die massiven Investitionen von Qatar und den VAE in Soft Power und öffentliche Diplomatie nur begrenzt ausgezahlt haben und dass sich Autokratien mit Geld allein keine Empathie oder Legitimität kaufen können.

Dazu müssten die Bilder, die sie gerne von sich vermitteln, im Einklang mit politischen Maßnahmen im In- und Ausland stehen und das bezeugen, was Politikern, Lobbyisten und Öffentlichkeitsarbeitsexperten so geschickt verbreiten. Hier haben sowohl Qatar als auch die VAE noch einiges zu tun.

James M. Dorsey

© Qantara.de 2017

Aus dem Englischen von Peter Lammers

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