Ässhäk – Geschichten aus der Sahara

Der Nomade bildet die Metapher für den modernen Menschen des 21. Jahrhunderts. Doch wie die letzten "echten" Nomaden heute tatsächlich leben – das lässt der Dokumentarfilm "Ässhäk" in "Geschichten aus der Sahara" sinnlich spürbar werden. Susanne Gupta hat den Film schon gesehen.

Der Nomade bildet die Metapher für den modernen Menschen des 21. Jahrhunderts. Doch wie die letzten "echten" Nomaden heute tatsächlich leben – das lässt der Dokumentarfilm "Ässhäk" in "Geschichten aus der Sahara" sinnlich spürbar werden. Die Schweizer Regisseurin Ulrike Koch folgt darin dem Tuareg-Stamm auf Wanderschaft, um ihren Wüstenalltag aus nächster Nähe einzufangen.

Filmplakat

​​Da sucht zum Beispiel ein Mann tagelang geduldig in den unendlichen Sandweiten nach einem ausgebüchsten Kamel. Obwohl die urbanen Tuareg mittlerweile auch Autos fahren, ist das Kamel in Marokkos abgelegenen Gegenden wie eh und je Fortbewegungsmittel Nummer 1. Es sichert die Existenz.

Kamele, Ziegenherden, Hirsebrei mit frischer Milch – das macht das Leben dieser Wüstenmenschen aus, ein Leben mit Extremen. Es ist einfach, ja kärglich, und doch zugleich so reich an Schönheit und an kreativer Energie. Das macht den Zauber von "Ässhäk" aus: Der Film öffnet den westlichen Blick für eine andere, entgegengesetzte Kulturwelt, in der noch andere Gesetze herrschen und Muße und Poesie so wichtig sind wie Wasser trinken.

Gemeinsames Musizieren von Frauen und Männern

Stundenlang sitzen der Sänger Ibrahim Tshibrit und seine Begleiterin Schilen Rabidin da und musizieren. Dass eine Frau hier die Freiheit hat, die einseitige Geige, Imzad, zu spielen, geht wohl auch zurück auf "Ässhäk", den Schlüsselbegriff zur Tuareg-Kultur.

"Das, was für den Menschen gut ist, das ist Ässhäk", erklärt Schilen Rabidin. Er besagt unter anderem, dass sich die Geschlechter untereinander mit Achtung und Würde begegnen sollen. Die Tuareg bekennen sich zu einer toleranten Ausrichtung des Islam. Frauen führen bei ihnen kein verstecktes Dasein. Im Gegenteil, sie zeigen sich stolz und offen vor der Kamera und lassen sich gern, etwa beim Schminken mit Henna, zuschauen.

Ulrike Koch hat nach "Die Salzmänner mit Tibet" wieder einen schönen Film gedreht. Wer sich die Zeit nimmt, kann darin den fremden Landschaften als auch den in ihr verwurzelten Menschen nahe kommen.

Susanne Gupta

© www.fluter.de 2004

(Ässhäk) Dokumentarfilm, Schweiz, Deutschland, Niederlande 2003, Buch und Regie: Ulrike Koch, mit El Hadj Ibrahim Tshibrit, Schilen Rabidin, Azahara, Nohi Alutinine, Ahmed Kenam, OmU, Kinostart: 24. Juni 2004 bei Pegasos

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