Europa und Humanismus - zum Essay von Bernard-Henri Lévy: Der Preis der europäischen Indifferenz

Europa und Humanismus

Und darum ist es wichtig - um den Humanismus nicht als eine verklärte Saga in die neue europäische Epoche einfließen zu lassen - dass die Individuen, die die persönliche Stärke besitzen und auch die Möglichkeiten haben zu handeln, über den medialen Diskurs hinaus die Flüchtlingsdebatte öffentlich diskutieren und aufklären, welche Motive diese zahlreichen Menschen wirklich verfolgen. Einmal im Kern begriffen, kann auf parabolsiche Art und Weise das Verhältnis oder gar die Beziehung der Menschen auf vernünftiger Basis gefestigt werden. Dies wird die Bereitschaft zur gegenseitigen Akzeptanz erhöhen, wenn im Dialog zueinander die Maßnahmen zur Hilfe erarbeitet werden und nicht einfach wie als eine Folge von Pflicherlüllung vonstatten gehen.Denn Geld allein bringt den vielen Menschen keine Sicherheit und Zuversicht. Was sie brauchen ist vor allem das Gefühl in ihrer Person wahrgenommen zu werden und diese auch bleiben zu können, unabhängig davon, in welcher prekären Lage sie sich gerade befinden. Denn immerhin haben sie sich nicht ausgesucht vom eigenen Staat verfolgt oder gar getötet zu werden, bloß, da sie die Freiheit suchten. Wir können sie nicht dafür bestrafen, nur weil sie dafür kämpfen, was uns schon lange zugesteht und noch immer nicht begriffen haben, welch kostbares Erbes es eigentlich ist: Die Demokratie.

Silvana Zehnpfennig