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Die Flüchtlinge von Vucjak

In Sichtweite der bosnisch-kroatischen Grenze campieren tausende Flüchtlinge unter katastrophalen Bedingungen auf freiem Feld. Ihre Versorgung ist lückenhaft. Der Fotograf Dirk Planert war mitten unter ihnen.

Konsequenz des Nicht-Handelns: Freitag, 14. Juni. In Bihac platzt eine Blase, deren Druck sich seit 18 Monaten langsam aufgebaut hatte. Neben dem Camp Bira campierten etwa 500 Menschen auf einer Wiese. Sie sind nicht bei der Internationalen Organisation für Migration (IOM) registriert, bekommen also auch keinerlei Verpflegung. Am Nachmittag fuhren Polizei-Busse vor und luden sie ein.

Abtransport: In Bihac geht man davon aus, dass sich hier sechs- bis achttausend Flüchtlinge aufhalten, 20 Prozent der Bevölkerung. Die Camps sind zu klein, viele hausen in leerstehenden Häusern. Täglich ist von Einbrüchen die Rede. Vor dem Kindergarten gab es eine Messerstecherei. Es herrscht Unsicherheit, angefeuert in sozialen Medien. Die Busse hielten zehn Kilometer außerhalb der Stadt an einem Feldweg.

Ankunft in Vucjak: Dieser Ort war mehrere Jahrzehnte die Müllhalde der Stadt. Man hat Erde darüber gekippt und flach gezogen. Anwohner sagen, das Methangase aufsteigen. Die EU Grenze ist nur fünf Kilometer entfernt, dazwischen alte Minenfelder. Es gibt nur Gestank, drei Zelte, Trinkwassertanks. Keine Toiletten, Duschen, Strom und keine Sanitäter.

Abdul Rahim Bilal: Abdul Rahim Bilal wurde aus einem Polizeitransporter abgeladen. Er schrie vor Schmerzen, war nicht mehr ansprechbar. Kurz darauf lag er im Dreck, die Hände in Höhe des Blinddarms. Der Bus fuhr davon. Nach energischer Aufforderung rief ein anderer Polizist den Krankenwagen. Es dauerte eine halbe Stunde. Drei Tage später wurde er, laut Auskunft des Krankenhauses, entlassen.

800 Menschen auf der Müllhalde: Innerhalb weniger Tage transportierte die Polizei immer mehr Flüchtlinge nach Vucjak. Sie werden überall - in der Stadt, in Nebenstraßen, auf den Bahngleisen - aufgegriffen. In der Vucjak sind nur noch wenige Migranten zu sehen. Viele "Biscani" fühlen sich von der EU und der Regierung in Sarajevo im Stich gelassen. "Jetzt mussten wir uns selber helfen“, heißt es.

Brot und Suppe: Die meist jungen Männer kommen hauptsächlich aus Afghanistan, Pakistan und Syrien. Dann folgen Indien, Ägypten und Gaza. Im Camp bekommen sie zweimal täglich Suppe und Brot vom lokalen Roten Kreuz. Die IOM-Mitarbeiter kamen in einem weißen Dacia Duster. Doch sie fuhren wieder. Getan haben sie nichts.

Rotes Kreuz hofft auf Hilfe: Mitarbeiter des lokalen Roten Kreuzes Bihac sagen, dass sie weder von der Regierung in Sarajevo noch von der IOM Geld für die Versorgung der Flüchtlinge oder zum Kauf von Sanitätsmaterial bekommen. Vor ein paar Tagen wurde deshalb ein Aufruf an die Bürger von Bihac veröffentlicht, mit der Bitte Lebensmittel zu spenden.

Kriegsgeschichten: Die Menschen in Vucjak sind mindestens seit zehn Wochen oder sogar bis zu drei Jahren unterwegs in Richtung Europa. Sie erzählen vom Krieg in Syrien, Terroranschlägen und Polizeiwillkür in Pakistan und Raketen auf Gaza. "Wenn es in unserer Heimat noch möglich wäre zu leben, würden wir nicht hier sitzen".

Keine Kraft mehr: Jouma Al Hamid saß in Syrien in einem Assad-Gefängnis. Er kommt aus der Gegend um Idlib. Seit drei Jahren ist er unterwegs, ein Jahr war er im Camp Moria auf Lesbos. "Ich kann nicht mehr", sagt der 26-Jährige. "Ich will nur in einem Haus wohnen, sonst nichts. Hier habe ich Angst. Vor der Polizei, vor Kriminellen hier oben". 3000 Euro würde ein Schlepper kosten. Die hat er nicht.

This ist not a camp…: Sie wollen gehört werden. Das ist ihr Ruf. Deshalb habe ich das Papier und den Stift mitgebracht. Eine Frau einer französischen Menschenrechtsorganisation hat es für sie leserlich geschrieben. Ein verzweifelter Versuch Hilfe zu bekommen.

Ohne Rechte: Hassan Ali ist nach Vucjak deportiert worden, obwohl er als Migrant bei der IOM im Camp Bira registriert ist und dort einen Platz hat. Er sagt: "Die Polizei hat mich in der Stadt festgenommen. Als ich ihnen meine IOM Karte gezeigt habe und sagte, dass ich in Bira bin, da sagten sie, dass ich geschlagen werde, wenn ich das noch mal sage. Dann haben sie mich hierher gebracht. Ich weiß nicht warum."

Essen im Dreck: Das Essen vom roten Kreuz besteht aus zwei dürftigen Suppen am Tag. Es gibt keinen Strom, keine Toiletten, keine Duschen und keine Möglichkeit die Kleidung zu waschen. So gut wie alle haben Hautausschläge, aufgekratzte oder eitrige Wunden, blutige Füße und Beine. Ärzte gibt es nicht. Die Sanitäter des Roten Kreuzes sagen, dass sie nicht genug Material haben, um die Menschen zu versorgen.

Kindsein auf der Müllhalde: Der Jüngste im Müll-Camp ist zwölf Jahre alt. Eigentlich gehört er in das Camp Bira oder in eines der Hotels, wo Frauen und Kinder untergebracht sind. Die Polizei hat auch ihn aufgegriffen und nach Vucjak gebracht. Er besitzt nur, was er am Körper trägt. Die Strategie der überforderten Stadt Bihac ist klar: "Verschwindet hier". Verantwortlich dafür sind die EU und Sarajevo.

Die EU weiß alles: Die EU kann nicht sagen, sie hätte nichts gewusst. Die beiden Soldaten der EUFOR waren in Vucjak und haben alles gesehen. Sie werden ihrem Headquarter berichtet haben. Diese Situation erinnert stark an den Krieg in Bosnien. Bihac war eine "UN-Schutzzone", allerdings nur auf dem Papier. UN-Beobachter waren hier. Sie taten nichts. Wie heute die EUFOR.

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