Patriarchale Strukturen im Islam beseitigen

Die bekannte Autorin und politische Kommentatorin Sherin Khankan, die als Tochter eines syrischen Vaters und einer finnischen Mutter in Dänemark geboren wurde, hat in Kopenhagen eine neue Moschee eröffnet. Unter dem Namen "Mariam-Moschee" bekannt, wird sie ausschließlich von weiblichen Imamen geleitet. Von Sadho Ram

Von Sadho Ram

Der dänischen Zeitung "Politiken" erklärte Sherin Khankan: "In den bestehenden Moscheen habe ich mich nie zu Hause gefühlt. Die großen, neuen Moscheen sind unglaublich schön, aber wenn ich dort bin, fühle ich mich fremd. Wir Frauen stehen auf dem Balkon und schauen den Dingen zu, die unten stattfinden. Viele Frauen und junge Leute gehen gar nicht in die Moscheen, weil sie dort ein von Männern dominiertes, patriarchalisches System betreten, wo ein Mann das Wort führt, ein Mann die Gebete leitet, wo Männer im Mittelpunkt stehen und das Geschehen bestimmen. Deshalb gründen wir jetzt eine Moschee, wo die Frauen das Sagen haben."

In unseren religiösen Institutionen sind "patriarchalische Strukturen der Normalfall", und dies ist "nicht nur im Islam, sondern auch im Juden- und Christentum und in anderen Religionen so", meint Khankan. Dies möchte die selbstbewusste Muslima in Frage stellen.

Für ein modernes Islamverständnis

Khankan ist zuversichtlich, dass ihr Projekt hilft, die Barrieren zwischen dem traditionellen Islam und einer modernen Form des Glaubens abzubauen, die mehr zu jungen Gläubigen passt. Es gehe ihr aber nicht darum, irgendjemanden auszuschließen. Sie sei bereit, mit "allen" Muslimen der Stadt zusammenzuarbeiten.

"Viele Imame in diesem Land gehören zur traditionellen Schule, die die Kultur, in der wir leben, nicht berücksichtigt", so Khankan. "Stattdessen tragen diese Männer dazu bei, zwischen der muslimischen Praxis und dem Leben junger Menschen in Dänemark Widersprüche aufzubauen." Sie glaubt, dass es jedoch prinzipiell möglich ist, mehrere Kulturen und Einflüsse gleichzeitig zu lieben und in Ehren zu halten, ohne damit automatisch die eine oder die andere Seite zu verletzen.

Obwohl die allgemeine Reaktion der muslimischen Gemeinschaft auf die im vergangenen Februar eröffnete Mariam-Moschee weitgehend positiv ausfiel, gab es auch negative Kommentare, die Khankan allerdings als relativ "moderat" bezeichnet. Die Kritik kommt direkt von Imam Waseem Hussein, dem Vorsitzenden des Dänischen Islamischen Zentrums – einer der größeren etablierten Moscheen in Dänemark –, der meint, für eine Frauenmoschee bestehe schlicht "kein Bedarf".

Im Gespräch mit der dänischen Zeitung "Politiken" widersprach er den Behauptungen, in den meisten dänischen Moscheen gäbe es keinen Platz für Frauen. Auch fügte er hinzu, er glaube nicht, dass die Moschee einen großen Einfluss auf muslimische Frauen haben werde.

"Sie können tun, was sie wollen, aber ihre theologische Grundlage ist verkehrt“, so der Imam. "Warum sollten Frauen spezielle Bedürfnisse haben? Sollen wir auch Moscheen ausschließlich für Männer gründen? Dies könnte unter der dänischen Bevölkerung für einen Aufschrei sorgen", meint Imam Hussein.

Da die Moschee neben den zwei vorhandenen Imaminnen – Sherin Khankan und Saliha Marie Fetteh – noch acht weitere weibliche Imame sucht, lässt das erste Freitagsgebet noch auf sich warten. Doch Sherin Khankan bleibt zuversichtlich, dass sich für diese verantwortungsvolle und ehrenamtliche Aufgabe schon bald weitere Imaminnen finden werden.

Sadho Ram

© MPC Journal 2016

Übersetzt aus dem Englischen von Harald Eckhoff