Carlos Serrano, 09. Januar 2010

zu Interview mit Heiner Bielefeldt: "Aufklärung ist nicht abgeschlossen"

Einige Erläuterungen zum Begriff Taqiya

Die Erlaubnis zur Täuschung, Taqiya genannt, besteht, ist aber nur zulässig im Falle einer echten Bedrohung an Leib und Seele. Das heißt, wenn der Muslim aus religiösen Gründen in Lebensgefahr ist, darf er seine Religion verleugnen. Nur und ausschließlich in einer solchen lebensbedrohlichen Lage. Dazu müssen die folgende Bedingungen sich erfüllen: Lebensgefahr auf Grund seiner Religionszugehörigkeit. Daraus lässt sich schließen, dass eine Umdeutung dieser Sachverhältnisse mehr dem angsterfülltem Dasein unserer gegenwärtigen Gesellschaft entspringen denn einer kritischen und sachlichen Analyse. Was die Interpretation des Korans angeht, so würde ich vielmehr von einer Anpassung sprechen, wie es seit jeher in islamischen Ländern gemacht wird. Dafür steht ein äußerst rational und differenziertes wissenschaftlich-juristisches Lehrfach genannt Fiqh, dass sich darum bemüht die Botschaft des Islams und ihre Quellen (Koran, Hadith und Brauchtum) mit dem tagtäglichen Leben, zu allen Zeiten und an allen Orten, in Einklang zu bringen. Dazu muss aber hinzugefügt werden, dass diese Aufgabe in Europa noch mangelhaft, von seitens europäischen Rechtsgelehrten, erbracht wird. Auch wird bereits seit anfangs 20. Jhr. dafür plädiert Re-Interpretationen des Korans erneut zuzulassen, wie es bis zum 13. Jhr. üblich war, allen voran der ägyptische intellektuelle und Rechtsgelehrte Mohammed Abduh. Der Koran wird also als Gotteswort verstanden und ist daher ewig und heilig, dies in der Offenbarung durch den Erzengel Gabriel an den Propheten und auf Papier. Doch die Anpassung vom Papier an die jeweiligen Lebensumstände der Gläubigen ist nicht verboten und wird auch in den verschiedenen Rechtsschulen gemacht, mit Ausnahme der extremen wahabitischen Tendenz (Saudi- Arabien) den Koran wörtlich su verstehen. Zur Burka muss immer wieder gesagt werden, dass dies nichts mit Religion zu tun hat, nichts im Islam verweist darauf. Vielmehr handelt es sich um einen Brauchtum aus dem Wüstenleben der Beduinen der arabischen Halbinsel. Und last but not least, Abu l-Walid Muhammad Ibn Rushd, alias Averroes, schrieb in Cordoba des 12. Jhr. eine außerordentliche Abhandlung; in der er erfolgreich (islamischer-) Glaube und Vernunft versöhnte, dessen Titel Fasl al-Maqal ist. Der Philosoph und Arzt Averroes beeinflusste wesentlich die beginnende Philosophie des Christentums, und auch des Judentums, unter anderem, Thomas von Aquin.